Mit dem Fahrrad vom Schwarzwald zum Gelben Meer
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Tag 45 (Türkei): Yenice - Gümüsjaka (schlafen wie ein Stein)

Tagesstrecke: 94km
Gesamtstrecke: 3704km
Fahrzeit: 6h

Ich wurde während der Nacht kein einziges Mal wach. Schilef wie ein Stein für mehr als 8 1/2 Stunden. Ich wollte nicht so spät raus, wollte Özcilek und Emine nicht so lange warten lassen. Beide saßen aber fröhlich im Wohnzimmer und betrachteten mich amüsiert, als ich herauskam. Nachdem ich dann auch wirklich wach war und wir gefrühstückt hatten, ging es dann recht spät los.

Die Idee Istanbul am gleichen Tag zu erreichen, hatte ich verworfen. Bei dem Wind nicht wirklich machbar. Ein kurzer Blick aus dem Fenster hatte am Morgen gereicht. Starker Wind von Osten. Aber die Sonne schien. Ich verabschiedete mich, nur um ein paar Stunden später wieder auf Özcilek zu treffen.

Die Fahrt war langsam und ermüdend, der Wind ziemlich unerbittlich. Er laugte mich aus. Bis Tekirdag schaffte ich nicht mehr als 13km/h im Schnitt. Ich hielt für einen Tee an, der mir angeboten wurde. Von da sah der Wind friedlich aus. Das Problem ist, dass der Wind es durch die leicht rollende Landschaft überall hinschafft. Normalerweise hat man auf den Anstiegen keinen Gegenwind, hier schon. Ich wollte einfach, dass der Wind aufhört. Habe ich jemals gesagt, dass ich Gegenwind gut finde oder dass ich bei Gegenwind stoisch werde? Ich habe gelogen. Ich gebe zu: ich hasse Gegenwind, der Fahnen stramm im Wind stehen läßt. Aber zumindest war die Fahrt ineressant.

Und die Fahrt war schön. Vielleicht braucht jemand einen neuen Bildschirmhintergrund (sieht ein wenig nach Windows XP aus, ein wenig zumindestens).

Ich kam in Terkirdag an und hörte gleich meinen Namen. Özcilek musste Bürokratie hinter sich bringen, bevor er wieder nach Deutschland ging. Wir tranken - was sonst - Tee. Mit ein wenig mehr Zucker als wenn Emine dabei ist. Dann ging es weiter. Internetcafe, besser hier warten als mehr Gegenwind dachte ich. Es half ein wenig … oder auch gar nicht. Erst ließ der Wind ein wenig nach, dann kam er wieder mit voller Wucht zurück. Es ging direkt in den Wind und irgendwann hatte ich keine Lust mehr der Sparringparter des Windes zu sein. Es machte keinen Spaß, es war ein ungleicher Kampf.

An der Tankstelle verstand jemand das Wort Markt nicht, wollte mich 10km weit weg schicken. Nope. Ich bog in das Dorf, wollte den ersten Menschen fragen, den ich traf. Es war ein Ferienort, niemand auf den Straßen. “Sprechen Sie deutsch?” war meine erste Frage. Tat er nicht. Aber der Mann (Ali)holte seine Frau (Nurai), die deutsch sprach. Sie war in Karlsruhe vor 30 Jahren. Ein Markt gebe es. Super. Ein Platz zum Zelten. Komischer Blick. Warum denn? Oben gebe es genügend Platz und vor allem ein Bett. Ich solle bleiben. Ich akzeptiere bereitwillig und obwohl Nurai behauptet sie spreche nicht viel deutsch, unterhalten wir uns ziemlich gut. Bis auf die Tatsache, dass sie dachte ich sei mit einem Motorrad unterwegs, was erst eine Stunde später klar wurde.

Ich zog mich um und als ich wieder unten war, stand schon Essen auf dem Tisch. Dann sprachen wir mit ihrer Schwester aus Karlsruhe, über die Tour und wie ich überhaupt ins Haus von Nurai und Ali kam. Es war ein tolles Ende eines windigen Tages. Nurai bezeichnete mich abwechselnd als “mein Kind” oder “mein Sohn”, als wir zu Bekannten die Straße runter gingen, die lange in Österreich gewohnt hatten.

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