Mit dem Fahrrad vom Schwarzwald zum Gelben Meer
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Tag 58 (Türkei): Yaprakhisar - Göreme

Tagesstrecke: 97km
Gesamtstrecke: 4801km
Fahrzeit: 5-6 h

Ich wachte elend (und) oft auf, mit dem beklemmenden Gefühl, dass mein Magen nicht in Ordnung war. War er auch nicht. Krämpfe und das Gefühl, dass der Magen durch die Decke geht. Tut er nicht, aber das Gefühl kennt wohl jeder … Von da ab ging es bergab …

Ich konnte am Morgen nichts essen. Viel wäre eh nicht unten geblieben. Ich überlegte mir in meinem Hostel zu bleiben, aber das wollte ich nicht. Vielleicht hätte ich das machen sollen. Die Temperatur war hoch, als ich endlich loskam. Ich fühlte mich müde und schlapp, einfach nur schwach. Ich wollte bis nach Güzelyurt und dann dort bleiben, 20km weiter. Daraus wurde nichts. In Ihlara ging es den Berg hoch, für mich am Ende nur noch im Zickzack, um die Steigung zu mildern. Keine Autos, daher war das auch kein Problem. Und irgendwann wurde das Ganze eine Frage des Kopfes. Du trittst einfach, eine Umdrehung nach der anderen. Findest einen Rhythmus, stauchst die große Strecke auf kleine Einheiten zusammen. Versuchst an nichts oder was anderes zu denken. Ersteres ist für mich besser. Bis Güzelyurt klappte das auch super. Eigentlich wollte ich da auch hin, aber ich hatte keine Lust auf nichts. Also fuhr ich einfach weiter. Kaufte mir eine Cola für den Zucker und machte langsam, aber stetig km. Einige Male ging es den Berg hoch - unangenehm, meist auch in den Wind hinein … bis ich Derinküyü errreichte. Die Temperaturen waren nun viel höher als die Tage zuvor, der Teer wurde gummiartig an einigen Stellen (nichts im Vergleich zu Rob auf www.14degrees.org, der gerade mit dem Skateboard durch China fährt). Kurz bevor ich ankam, wurden meine Beine unendlich schwer, Müdigkeit, Erschöpfung und irgendwas darüber hinaus. Ich war selten in einem solchen Zustand (selbst Schuld, ich weiß). Üble Nacht, Magen nicht in Ordnung und dann noch Gegenwind. Der Schmerz war da, aber irgendwie wurde er auch überdeckt. Witzig, was der Körper sich so manchmal einfallen läßt.

Ich ging in einen Markt, kaufte mir Cola und Salzstangen. Ich war ziemlich fertig zu diesem Zeitpunkt, war wohl auch sehr verschwitzt, sah nicht gut aus und der Verkäufer ließ mich dies auch wissen. Als ich vor dem Laden saß, einige kleine Schlucke trinkend und die Salzstangen futternd, redete er mit einem alten Mann über mich. Sie fragten sich irgendwann, wo ich herkomme. Ich meinte Deutschland, ohne mich umzudrehen. Ich konnte sie in einem Fenster auf der anderen Straßenseite gut sehen, sie schauten recht verdutzt. Dann ein wenig verärgert, weil ich sie verstanden hatte. Sie redeten einfach über mich weiter. Merkwürdige Situation im ganzen Dorf, vielleicht lag es auch an mir. Kurze Zeit später machte ich mich auf und davon, eine Höhlenstadt 10km weiter anschauen und damit auch 10km näher am Ziel. Ich konnte schneller fahren, es ging mir besser. Von sehr weit unten bis nur noch unten. Der Wind kam von hinten, das half.

In Kaymakli besuchte ich die unterirdische Stadt, eine ziemlich erstaunliche - tatsächliche unterirdische Stadt. Wie die Leute dort wohnen konnten, kann ich mir nicht vorstellen. Bis zu 60m tief unter der Erde … viele Bilder gibt es von heute nicht, mir war nicht danach.

 


Nach 12km kam ich in ein Dorf, wurde zum Tee eingeladen, nahm dankend an. Es tauchte einer auf, der deutsch sprach, bezeichnete den Wortführer häufiger als Dummkopf. Er war aber supernett, hatte am Borsigplatz in Dortmund gearbeitet und war darauf mächtig stolz. Ich kam dann nach Uchisar, wo sich ein geniales Panorama vor mir ausbreitete. Großartig. Man fährt über den Hügel und sieht die Weite …

Das Gefühl bei der Ankunft in Göreme war super. Die Aussicht war klasse, aber ich fühlte mich erleichtert es hierher geschafft zu haben und wollte ein paar Tage bleiben. Hoffentlich geht es morgen dann auch schon mal besser.

May 22, 2008   No Comments