Tag 86 (Tuerkei): Ruhetag in Diyarbakir
Achtung: Wegen eines Versehens ist der Bericht von Tag 84 erst nach dem Tag 85 von mir online gestellt worden. Es kann daher sein, dass einige Leser diesen Bericht nicht automatisch als email erhalten. Hier ist aber der entsprechende Link zu dem Tagesbericht.
Es war ein Ruhetag, d.h. es waren Schlafen und Essen angesagt. Das erste klappte gut, das zweite weniger, ich hatte mir ein wenig den Magen verdorben. Allerdings war das nach einigen Stunden auch ausgestanden. Kein Grund zur Sorge. Ich hatte mir kurz ueberlegt mit dem Bus nach Sanliurfa zu fahren, verwarf das aber wieder. Ruhetag ist Ruhetag.
Also schlenderte ich einfach nur durch die Gassen von Diyarbakir und stellte fest, dass ich meinen USB Stick in einem Internetcafe vergessen hatte. Mein Gehirn ist gerade woanders, die Hitze setzt mir wohl zu. Das ist deswegen nicht so gut, weil ich damit alle Programme verwenden kann, die ich will. Aber an sich ist der Verlust kein Drama. Am Abend hatte ich den Stick allerdings auch wieder - jemand gab ihn mir zurueck, als ich zum zweiten Mal in das Internetcafe ging, um danach zu fragen. Schon wieder Glueck gehabt.
Hier vielleicht einige Bemerkungen zu dieser Gegend und den Menschen, denen ich begegnet bin. Die allermeisten Menschen - eigentlich alle - machen mir klar, dass sie hier nicht in der Tuerkei leben, sondern in Kurdistan. Daher ist es auch ziemlich egal, ob die Turkei in der Europameisterschaft weiterkommt oder nicht - und die wenigsten interessieren sich dafuer. Geben sie zumindest vor. Viele Menschen sprechen in den hoechsten Toenen von Abdullah Öcalan (dem frueheren Vorsitzenden der PKK - je nach Lesart eine Terroroganisation oder eine Bastion von Freiheitskaempfern; ich will hier keine Stellung hierzu beziehen) und sind ueber seine Inhaftierung in der Tuerkei nicht gerade erfreut (die Wortwahl ist bewusst, weil fuer viele Menschen hier die Tuerkei tatsaechlich Ausland darstellt). Ein kurzes Beispiel: “Wie findest Du die Tuerkei?” Die naheliegende Antwort waere: “Super, klasse Land, gefaellt mir sehr gut.” Ist ja auch so. Darauf entgegnet einem dann jemand was wie: “Das hier ist Kurdistan und es ist super hier, die Tuerkei ist nicht gut.” Irgendwann gewoehnt man sich daran … aber es ist zum Teil recht anstrengend, weil man auch niemanden beleidigen will.
Es gibt auch Neuigkeiten, was die Weiterreise angeht. Ich werde nicht durch den Kaukasus fahren, sondern direkt von der Tuerkei in den Iran fahren. Das macht aufgrund meiner Krankheit zu Beginn der Reise und der Verzoegerung in Ankara mehr Sinn, als schnell die Kilometer abzuspulen.
June 19, 2008 No Comments