Tag 93 (Tuerkei/Iran): Dogubayazit - Maku (Fahrrad in der Bank)
Tagesstrecke: 59km
Gesamtstrecke: 6189km
Fahrzeit: 3-4h
Der Beginn war langsam … ich kam nicht vom Fleck, wusste aber, dass ich nur eine kurze Strecke zu bewaeltigen hatte. Ich wollte am Abend das Spiel zwischen Deutschland und der Tuerkei ansehen und daher plante ich einen Stopp in Maku ein, direkt hinter der Grenze.
Ich fuhr am Ararat entlang, der Wind staendig von vorne, als ob ich nicht nach Iran reisen sollte. Ich hatte aber beschlossen, dorthin zu kommen, also ging es weiter.
Als ich an der Grenze ankam wurde ich von Geldwechslern auf der tuerkischen Seite belagert. Auch direkt dann, als ich meinen Pass vorzeigen sollte. Es war ein wenig nervig. Es war auch der Zeitpunkt, an dem ich die lange Hose rausholte und wohl auch fuer eine Weile nicht mehr werde ausziehen koennen. Jedenfalls nicht in der Oeffentlichkeit.
Dann wurde es interessant. Ich war mehr oder minder schon im Iran. Das Tor war 5 m von mir weg, als mir ein Grenzbeamte mitteilte, dass ich eine Plakette fuer mein Rad brauche. Wie bitte? Ich bin durch die komplette Tuerkei gefahren und das war nie ein Problem. Jetzt schon? Ich verlasse die Tuerkei. Macht nichts. Die Plakette brauchst Du. Nein brauche ich nicht. Also, viel Palaver. Hin und her. Ich rufe den Vorgesetzten. Der winkt mich weiter. Endlich. Auf in den Iran.
Dann geht es durch das Tor und ich bin im Iran. Es gibt eine riesengrosse Tafel mit Khomeini und ich werde in den Kontrollpunkt reingebeten. Alles sehr professionell und hoeflich. Meine Daten werden in den Computer eingegeben und ich werde von einer Dame vom Touristenbuero weiter geleitet.
Mit einem dicken Grinsen rolle ich den Berg runter und fahre in den Iran hinein. Es sieht nicht besonders anders aus. Der Ararat dominiert immer noch den Horizont. Frauen tragen Schleier und man muss sich daran vielleicht erst gewoehnen. Und die Fahrweise ist genau so chaotisch wie in der Osttuerkei.
Dann fahre ich nach Bazargan hinein, den Grenzort auf der iranischen Seite. Ich will noch mal Geld wechseln. Also gehe ich in die erste Bank. Melli Bank Iran. Ich ahne nicht, was auf mich zukommt. Ich gehe rein. Keiner nimmt Notiz. Dann erwaehne ich was von Geldwechseln und werde angeschaut als ob ich ein Gespenst bin. Und dann geht alles ganz schnell. Einer wirft dem anderen einen Schluessel zu und es wird schnell gesprochen. Ich verstehe kein Wort. Dann wird mir bedeutet, dass das Rad in die Bank rein soll (bike in the bank, bike in the bank). Wie bitte? OK, das hier ist Melli 4. Wir wechseln kein Geld. Melli 1, 2 und 3 machen das. Melli 4 nicht. Also duesen wir zu einer Wechselstube und wechseln dort Geld. Vielen Dank Mustafa. Waehrend dessen bewacht ein iranischer Soldat mein Rad in der Bank.
Dann fahre ich nach Maku, was in einem Tal liegt. Nicht wirklich ein huebscher Ort, aber sie haben Fernsehen. Das Hotel ist billig und schaebig, aber das ist OK. Ich versuche ein wenig mehr den Iran und die neuen Dinge aufzusaugen. Neues Geld, neue Regeln, neue Braeuche und alles das, was in einem neuen Land auf einen zukommt. Die weibliche Bekleidung ist anders, aber man sieht, dass viele Frauen sich nicht an die Regeln halten wollen, tragen enge Jeans, Makeup und schieben den Schleier weiter nach hinten als eigentlich erforderlich.
Ich schaue mir das Fussballspiel mit drei anderen Auslaendern an. Die Schweizer - Albano darunter - sind wie immer neutral. Ich bin aber klar in der Minderheit, denn alle Iraner hier sind ethnische Tuerken und damit eindeutig fuer die Tuerkei. Aber es geht alles gut … die Stimmung ist leicht gedrueckt. Albano ist von Australien mit vielen Schlenkern auf dem Weg zurueck in die Schweiz und hat eine ausgezeichnete Webseite. Was ein wenig nervte war nur, dass der iranische Sender nicht das ganze Spiel zeigte, sondern vielfach Einblendungen brachte. Zu wenig Geld gezahlt? Keine Ahnung, aber mir wird gesagt, dass es auf der ganzen Welt wohl zu Schwierigkeiten kam. Stimmt wohl nicht, ist aber eine nette Ausrede.
June 25, 2008 No Comments