Mit dem Fahrrad vom Schwarzwald zum Gelben Meer
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Tag 127 (Iran): Gonbad-e Kavus - Cheshmeh Khan

Tagesstrecke: 104km
Gesamtstrecke: 7663km
Fahrzeit: 5-6h

Ich wollte heute frueh los, es sollte heiss werden. Daraus wure nichts, wir hatten uns in der Nacht zu lange festgequatscht. Es wurde daher viel heisser als ich es eigentlich wollte. Aber dafuer gab es noch einen anderen Grund. Dazu gleich mehr. Ich traf Sayed erneut und war darueber ein wenig erstaunt. Er hatte das Auto nehmen muessen, wegen Beinschmerzen. Ausserdem wurde ich sehr nett von einer Teheraner Familie versorgt, die mich auf dem Weg anhielt. Was wirklich Zeit kostete war der eigentlich sehr kurz geplante Besuch im Internetcafe. Mein US-Visum wird gerade bearbeitet und alles, was ich bisher an Dokumenten besorgen musste, ist ein Kindergeburtstag im Vergleich dazu. OK, ist ein Arbeitsvisum, aber ich sehe schon den Papierkrieg auf mich zukommen. Aber auch das wird hinhauen, vor allem mit der Hilfe meiner Eltern, die sich durch Berge von Papier wuehlen muessen.

Ich verbrachte also deswegen viel Zeit in einem klimatisierten Raum, waehrend es draussen noch nicht superheiss war. Dafuer musste ich dann spaeter raus, nicht ohne vorher mit Saft, Keksen und Kuchen verpflegt zu werden. Zum Mittagessen waere ich auch noch eingeladen worden, aber ich wollte weiter.

Der Rest ist schnell erzaehlt. Ich fuhr den Berg hoch. Durch den Wald von Golestan, einer tollen Landschaft, die leider ein wenig stark vermuellt ist. Ich war immer an der Bergkette vorbeigefahren, jetzt musste ich rueber. Die Hitze war heftig, die Luftfeuchtigkeit hoch. Aber ein schoener Rueckenwind half ganz gut. 1200 Hoehenmeter waren es trotzdem. Kurz bevor ich in den Wald reinfuhr spielte der MP3 Spieler ein Lied von Midnight Oil - Beds are Burning (ist schon ein wenig aelter, ich weiss):

“The Western desert lives and breathes in 45 degrees.”

Ich haette das gerne erfunden, aber just in diesem Moment stieg mein Thermometer auf 45C an, kurz danach auf 47C. Hier noch ein Vorschlag an die hiesige Regierung. Anstatt sinnlos Resourcen fuer die Kleiderpolizei zu verschwenden, wie waere es, wenn man die Vermuellung ein wenig in den Griff bekommen wuerde? Nur so ne Idee.

Der Verkehr war wie ueblich - heftig und auch verrueckt. Ich hatte auch keinen Plan, wie weit ich fahren wuerde, erreichte schliesslich nach etwas ueber 100km ein Dorf mit ein wenig Bewaldung. Ich dachte auch, dass ich schon oben am Pass angekommen war.

Die Leute wollten mich nicht campen lassen, sie sprachen von Wildtieren. Der Lonely Planet hat eine gute Liste, mit denen sollte man nicht spassen: Luchse, Leoparden, Woelfe und Baeren. Also folge ich dem Rat der Leute und schlafe in meinem Zelt auf einem umzaeunten Gelaende.

Ich war gerade mit dem Schreiben fertig, als diese vier Herren auftauchen.

Mir wird alles moegliche gegeben, Kekse und Getraenke. Ich werde in das Haus des Mullahs eingeladen, bin aber zu fertig und will nur noch ins Bett. Es folgen die ueblichen Fragen, aber alles sehr, sehr lustig.

Auch ueber Politik wird gesprochen. Ja, in Deutschland duerfen Moscheen gebaut werden und nein, Frauen muessen kein Kopftuch tragen. Erstaunte Gesichter …

July 29, 2008   No Comments