Mit dem Fahrrad vom Schwarzwald zum Gelben Meer
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Tag 140 (Turkmenistan/Usbekistan): Walachei - Olot (Grenzen machen keinen Unterschied)

Tagesstrecke: 124km
Gesamtstrecke: 8797km
Fahrzeit: 10h

Als ich von meinem Wohncontainer losfuhr, blies der Wind so heftig aus Nordosten wie am Abend vorher. Es war noch nicht mal 6 Uhr am Morgen und das verhiess nichts gutes. Ich hatte gehofft, dass der Wind sich ein wenig legen wuerde, aber dem war nicht so. Es bedeutete halt einen weiteren Tag im Wind, einen weiteren Tag kaempfen, phyisch, aber vor allem mental. Wie schon am Abend vorher blies der Wind den Sand Schlangen gleich ueber die Strasse in meine Richtung.

Es waren 25km bis zum naechsten Kafe und ich versuchte mir die Distanz in kleine Stuecke zu schneiden, irgendwas, um sich nicht immer den ganzen Berg vor Augen zu fuehren. Es passiert so vieles von diesen Dingen im Kopf … Die Strasse war zumeist in gutem Zustand, das half zumindestens. Aber das Vorwaertskommen war langsam.

Ich war mehrmals versucht, einfach einen Wagen anzuhalten und mich bis nach Turkmenabad mitnehmen zu lassen. Es ist ein hilfloses Gefuehl. Man sieht nichts, woran man sich wirklich orientieren kann, man wird immer wieder von Boeen getroffen und kommt und kommt nicht voran. Aber irgendwas sagte mir, dass ich durchhalten solle und ich bin froh, dass diese Stimme ueberwogen hat.

Im Kafe sollte ich mal wieder ueber den Tisch gezogen werden, konnte das verhindern und hatte dann noch verschiedene Entfernungen gesagt bekommen, von denen keine wirklich stimmte. Dann gab es hin und wieder einen Masten oder eine Stange, die man von Weitem sah und so hangelt man sich halt die Entfernung lang. Alles nur, um nicht staendig an den Wind zu denken.

Hinter mir …

… und vor mir …

Turkmenabad begruesste mich dann mit einer Fabrik, die man von weitem sehen konnte. Es war klasse. Ich kam ueber den Huegel und konnte endlich sehen, was diese spitzen Stangen waren … der Schornstein (immer noch 10-12km weit weg) war aber eine gute Orientierung und wurde, wenn auch langsam, immer groesser. Die Strasse war auf den letzten km uebel und wieder voll im Wind. Es gibt in Turkmenabad nicht viel, was mich dort hielt und so machte ich mich auf und davon. Hatte vorher noch einige “Cocktails” und Sirupwasser. Das ist ganz lecker, wenn man sich von den Farben mal irgendwie frei gemacht hat.

Ein Bauarbeiter zeichnete mir den Weg aus der Stadt auf …

Auf dem Weg zur Grenze traf ich zwei Iraner auf ihrem Motorrad auf dem Weg nach Schanghai …

Es gab auch noch Wind. Die Strasse fuhr im Zickzack in alle moeglichen Richtungen und konnte einen in den Wahnsinn treiben. Die letzten 10km waren genau gegen den Wind und ich hatte genug. Ich hatte den Windgoettern genug gegeben, hoffentlich wird es bald besser.

Der Grenzuebertritt war recht einfach. Die Usbeken wollten mich genau durchsuchen. Bitte, wenn es sein muss. Taschen auf - die da. OK, da sind die Kleider drin, Waesche obenauf. Nach zwei oder drei Stuecken sollte ich wieder einpacken, das Ganze werde geroentgt. OK, dann noch ein wenig hin und her wegen den Zeltstangen und dann war es auch schon vorbei. Alles nervig und unnoetig, aber kein grosses Drama. Und dann noch eine und noch eine Kontrolle. Muss das sein??

Hier ein Bild vom Niemandsland zwischen den Grenzposten.

Nichts hatte sich geaendert. Natuerlich nicht. Der Wind war der Gleiche. Die Strasse war ein wenig besser. Aber warum sollte der Wind auch anders sein? Ich verliess ein Land, ging in das naechste. Die von Menschen gemachten Grenzen sind halt da, aber die Natur hat damit recht wenig zu tun.

Ich verliess den Grenzposten und wurde nach nur 1km wieder kontrolliert. Dann wollte der Posten Geld. Ich weigerte mich. Es ging hin und her. Klar, Du hast ne Uniform. Sehe ich. Ich will Dir aber kein Geld geben. Ich laberte und laberte, er verstand nichts und dann liess er mich gehen. Dann schon wieder einige Leute in Uniform, die aber nichts wirklich von mir wollten … ich machte mich davon.

Ich fuhr noch 20km in Usbekistan gegen den Wind. In einem Dorf wollten sie $20 fuers Zelten haben, ich ging. Im naechsten wurde ich von einer Familie gefragt, ob ich nicht bei ihnen uebernachten wolle. Sie waren einfach super und ich fuehlte mich sehr gut aufgehoben, schlief unter den Sternen.

Einige wundern sich vielleicht, warum ich nicht die vollen fuenf Tage fuer Turkmenistan verwendet habe. Ich hatte mir das ueberlegt und wenn Turkmenabad netter gewesen waere, haette ich das auch gemacht, aber so hielt mich dort nicht viel. Ich bekam von dem Land viel zu wenig mit. Das, was ich sah, war toll und die Gastfreundschaft grossartig. Die Regierung muss nur diese 5-Tagesvisen abschaffen und dann ist alles klar. Ich wollte einfach kein Risiko mit dem Wind eingehen, fuhr dann halt so wie es ging und man hat auch nicht viel Auswahl.  

Als ich das Land verliess, sah ich wie offen Korruption hier funktioniert. An einem Kontrollpunkt gingen die Leute einfach hin, steckten den Polizisten das Geld zu, das wurde erst in ein Heft gesteckt und dann unter den Polizisten verteilt. Sehr effizient und interessant.

Aber hier noch ein Stimmungsbild …

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