Tag 149 (Usbekistan): irgendwo hinter Guliston - Tashkent (nicht jeder darf feiern)
Tagesstrecke: 111km
Gesamtstrecke: 9567km
Fahrzeit: 5-6h
Es gab nichts anderes zu tun als nach Taschkent zu fahren. Es war ein wenig laenger als ich dachte und auch kopfmaessig zog es sich laenger hin, aber irgendwann war ich da. Ich wollte es einfach hinter mich bringen und ein paar Tage Ruhe haben. Viel passierte auch nicht. Ich kam an, hatte es geschafft, prima.
Islam hatte schon alles fuer mich organisiert. Ich traf mich mit einem Freund von ihm im Zentrum der Stadt, Islam selbst musste arbeiten.
Von dort gingen wir zum Apartment seiner Schwester, die noch nicht eingezogen ist, habe die Wohung also fuer mich alleine.
Nach ein wenig Ausruhen gingen Abdiammon und ich auf einen Basar in der Naehe und trafen uns dann mit Islam.
Ist schon merkwuerdig, man hat jemanden noch nie getroffen und verdankt ihm doch schon so viel. Islam hat in Gengenbach studiert und wir haben gemeinsame Bekannte und so kam der Kontakt zu ihm zustande. Er organisiert einen Grossteil der Dinge hier in Usbekistan fuer mich und ich kann ihm dafuer gar nicht genug danken. Waehrend des Abendessens mit einem weiteren Freund (bei dessen Familie ich in Jizzax ubernachtet hatte) sprachen wir auch ueber die unterschiedlichen Wahrnehmungen des Konflikts in Georgien. Die Unterschiede zwischen der BBC / CNN und russischn Medien ist wohl so gross, dass man meint von zwei unterschiedlichen Konflikten Nachrichten zu bekommen.
Hier noch was anderes: hier ist ein Deportationsbus. Ja, richtig gelesen. Weil ja Unabhaengigkeitstag ist und alle feiern … halt nicht alle. Ein kleines Dorf voll unbeugsamer … nein, das war was anderes. Menschen, die in Taschkent arbeiten, aber der Regierung nicht genehm sind, werden fuer die Dauer der Feierlichkeiten mit solchen Bussen nach hause verfrachtet. Sie sind normale Buerger, zumeist stammen sie nicht aus Taschkent und muessen halt wieder dorthin. Danach duerfen sie wieder hierher kommen, Steuern zahlen und so weiter.
Nach einem schoenen Abendessen ging es dann bald ins Bett … war auch noetig.
August 20, 2008 No Comments
Tag 148 (Usbekistan): Jizzax - irgendwo hinter Guliston (politische Spielchen = Umweg)
Tagesstrecke: 131km
Gesamtstrecke: 9456km
Fahrzeit: 7h
Guzals Vater fuhr mich bis ans Ende der Stadt, soll heissen er fuhr vor mir her. Ich konnte ihn davon nicht abbringen und das nach einem supernetten Fruehstueck mit der ganzen Familie. Die Trauben fielen mal wieder buchstaeblich in den Mund. Der Rest des Tages war Fahren durch Ackerland, nicht viel los und heiss. Und die Strassen waren einfach nur uebel.
Ausserdem muss man aufgrund politischer Kinderspielchen einen langen Umweg einbauen. Das ist ziemlich nervig, aber wohl nicht zu verhindern, wenn zwei grosse Menschen sich nicht leiden koennen. Das ist alles doof und kostet mich knappe 60-70km, aber was solls. Ist nun mal so.
Sonst hiess es wie gesagt km machen, um dann bald in Taschkent zu sein.
August 19, 2008 No Comments
Tag 147 (Usbekistan): Samarkand - Jizzax (missratener Tag … bis aufs Ende)
Tagesstrecke: 113km
Gesamtstrecke: 9325km
Fahrzeit: 9h
Mein Koerper wollte in Samarkand bleiben und ich haette dort auch bleiben koennen, aber eine anstehende Grenzschliessung und eine Hochzeit spaeter diesen Monat in Taschkent lassen es angebracht erscheinen weiter zu fahren. Ich habe auch beschlossen nicht die kurze Strecke nach Tadschikistan von Samarkand aus zu nehmen, das hilft etwas, was die Grenzschliessung angeht. Es ist Unabhaengigkeitstag am 1. September und die Regierung macht dann die Grenze dicht. Fragen sind nicht zu stellen … was fuer eine bloede Idee.
Auf jeden Fall fuhr ich los und fuer 20km schien die Welt in Ordnung. Der Rest war einfach nur ein uebler, unangenehmer und fieser Wind von vorne. Mein Magen war auch nicht gluecklich, ich machte immer und immer wieder Pause. Ich schleppte mich mehr nach Jizzax als alles andere.
Was den Tag dann doch besonders machte, war die Gastfreundschaft, mit der ich in Jizzax empfangen wurde. Islam organisiert hier so ziemlich alles durch fuer mich und wenn er selbst niemanden hat, dann fragt er Freunde von Freunden. Nachdem ich von den Toten auferstanden war, ging es dann mit einem leckeren Abendessen weiter. Vielen, vielen Dank an die Familie von Guzal!!!
August 18, 2008 No Comments
Tag 146 (Usbekistan): Ruhetag in Samarkand
Es war Ruhetag und ich war ziemlich am Ende. Ich fuehlte mich abgeschlagen und muede, hatte Muehe aufzustehen. Irgendwie brach die Muedigkeit wie eine grosse Welle ueber mich herein und nahm mich irgendwohin mit. Aber erst mal Fruehstueck …
Das ist einer der Tage, an dem man seine Liebe und Aufmerksamkeit mal dem Rad widmet. Hat es auch verdient, einfach mal genau hinsehen.
Nachdem das erledigt war, ging ich gleich noch an die Taschen.
Im Basar gab es massenhaft gute Motive fuer die Kamera …
Und natuerlich kann man Samarkand nicht besuchen, ohne die Touristenorte zu besuchen, die man noch nicht gesehen hat.
Auf dem Weg zurueck ging es durch einen sehr beeindruckenden Friedhof mit bewegenden Grabsteinen.
Danach ging es wieder ins Internetcafe und im Anschluss nach einem Riesenberg Manti auch bald ins Bett.
August 17, 2008 No Comments
Day 145 (Usbekistan): Chorvador - Samarkand
Tagesstrecke: 103km
Gesamtstrecke: 9212km
Fahrzeit: 6h
Der Sonnenaufgang war klasse, aussergewoehnlich und einfach nur schoen. Ich hatte ja draussen geschlafen und konnte ihn geniessen.
Der Wind war am Tag vorher noch OK gewesen, aber jetzt war er wieder dort, von wo er seit Tagen geblasen hatte. Genau von vorne. Das Ganze auch noch den Berg hoch. Mir wurde ein langer Anstieg vorher gesagt, gefolgt von einer langen Abfahrt. Die kam nie und so ging es ziemlich langsam voran. Mir ging es nicht besonders, ich fuehlte mich leicht krank und schwach.
Als ich in Samarkand ankam, stand das Empfangskomitee von Islam schon bereit und verfrachtete mich in ein Restaurant und dann nach Hause. Nicht ohne vorher noch das obligatorische Bild vor dem Registan zu machen. Ich war schon zwei Mal in Samarkand, daher will ich hier die Beine ein wenig hochlegen und nicht alle Tourisachen abklappern.
Ich wollte die Webseite mal wieder bearbeiten und nach zwei erfolglosen Versuchen fanden wir ein Internetcafe mit Hochladegechwindigkeiten, die ich noch nicht gesehen hatte. Es war klasse und in zwei Mal waren alle Bilder der vergangenen Wochen oben. Also gibt es viele Bilder auf der flickr Seite zu sehen.
Die Verwandten von Islam waren einfach super - sie erwarteten mich mit offenen Armen. Es gab wieder Plov, ein wenig anders aber ebenso lecker wie der letzte. Vielen, vielen Dank an Elyor und Fedya, die sich so nett um mich kuemmern.
August 16, 2008 No Comments
Tag 144 (Usbekistan): irgendwo hinter Mobarak - Chorvador (der Kleine muss noch wachsen … )
Tagesstrecke: 112km
Gesamtstrecke: 9109km
Fahrzeit: 6h
Der Wind kam wieder von vorne. Nicht besonders stark zu Beginn, aber er war da. Es war schon ganz frueh klar, als ich in der Nacht aufwachte. Als ich mich nach Osten umdrehte, drehte ich die Nase buchstaeblich in den Wind.
Es war nicht ganz klar, wie lange ich brauchen wuerde. Ich hatte gestern zwei Schilder im Abstand von 10km gesehen, eines sagte 118km, das andere sagte 60km. Wem soll man da glauben. Es waren schlussendlich 50km, das zweite war wohl etwas genauer. Bin ziemlich genau 10km danach gefahren. In Quarshi war ich ziemlich fix und alle. Mir war auch nicht gut - der Tag zuvor steckte mir noch in den Knochen.
Jemand, der in Gengenbach mal studiert hat, hatte einen Freund in Quarshi angerufen, der mich auch erwartet hatte. Ich sollte eigentlich bei ihm uebernachten, aber da es noch so frueh war, beschloss ich spaeter am Tag noch ein wenig weiter zu fahren. Der Freund fand mich in einem Geschaeft, wo der Besitzer mich seinen Rechner verwenden liess (1MB/s war ein reines Vergnuegen, die Bilder waren etwas schneller oben als in den letzten Wochen).
Wir assen was und tourten ein wenig durch die Stadt, dann ging es weiter - immer den Berg hoch von Quarshi. Es war trocken und warm, es gab Oelpumpen. Um ca. 7 Uhr versuchte ich einen Platz zum Zelten zu finden.
Am ersten Hof wurde ich ziemlich ruede abgewiesen, am zweiten umso freundlicher aufgenommen. Eines der Kinder konnte nicht vom Fahrrad lassen …
August 15, 2008 No Comments
Tag 143 (Usbekistan): Buchara - irgendwo hinter Mobarak
Tagesstrecke: 118km
Gesamtstrecke: 8997km
Fahrzeit: 5-6h
Ich wachte im Haus von Feruz auf und fuehlte mich gut aufgehoben. Ich hatte zwar nicht besonders gut geschlafen, hatte von meiner Abreise aus Deutschland getraeumt, dass das Rad nicht gut funktionierte und dass die Kamera staendig verschmiert war. Freud laesst gruessen.
Die Welt um mich herum war ganz anders. Ich schlief draussen wieder ein, war einer der ersten, der aufgestanden war. Zu einem Zeitpunkt packte mir der Vater von Feruz eine Decke rum, ich so im Halbschlaf, neben mir stand frischer gruener Tee … das Leben war in Ordnung.
Wir brachen nach dem Fruehstueck mit der Familie auf, alles viel spaeter als geplant. Ich wurde von Feruz nach Buchara gebracht, ein Riesenumweg fuer ihn, da er auf dem Weg nach Taschkent war. Aber wir bekamen so ziemlich alles erledigt. Ausserdem fuhr ich mit 4kg Essen wieder weiter und einem Riesenvorrat an Wasser. Vielen Dank an Feruz, der die Zeit in Buchara so viel bedeutsamer gemacht hat und mir so tolle Erinnerungen beschert hat.
Da ich kurz nach Mittag aufbrach fuhr ich genau in die Hitze des Tages rein. Buchara ist auch eine Art Oase und schnell war ich in der Wueste, das Thermometer schnellte auf 50C hoch und Schatten gab es nicht viel. Ich wollte ueber Quarshi fahren, hatte das extra so gemacht in der Hoffnung dem Wind zu entkommen. Ich hatte auch Rueckenwind und nach so vielen Tagen mit Wind von vorne hatte ich auch das Gefuehl, dass ich das verdient hatte. Der Weg war vielleicht laenger und auch bergiger, aber versprach auch schoener zu sein.
Ich brachte km um km hinter mich, es war ziemlich ruhig und zum Schlafen wurde ich von einem Hirten zu seiner Behausung eingeladen. Wir schliefen unter freiem Himmel und hatten recht wenig zum Abendessen. Ich war zu fertig, um noch was zu kochen. Aber das erklaert auch vieles in dem Land … er hatte nicht viel mehr, teilte aber dennoch alles. Zusammen mit meinen Sachen hatten wir noch eine Weile was zu quatschen, dann schlief ich ziemlich schnell ein. Aber immer so wenig essen geht fuer mich auf die Dauer nicht. Der Kalorienverbrauch ist eindeutig hoeher.
Ich wuerde gerne sagen, dass ich hier ein wenig haerter lebe, aber wenn ich mir das Leben der Menschen hier anschaue, ist das irgendwie falsch. Die Menschen leben hier immer so.
August 14, 2008 No Comments
Tag 142 (Usbekistan): Ruhetag in Buchara
Hinweis: Es tut mir leid, dass ich gleich drei Tage auf einmal an diejenigen versende, die den Newsletter bekommen. Ich versuche die Tage aufzuholen, an denen ich nichts in Netz stellen konnte. Befinde mich derzeit in Taschkent und alles ist bestens.
Es war gut Tag ruhig angehen zu lassen. Ich wachte zwar frueh auf und wollte an einigen Dingen im Netz arbeiten, um dann endlich auch Feruz zu treffen. Der war selbst erst nach Mitternacht angekommen und musste sich auch erst mal ausschlafen. Seine Familie wohnt ca. 30 Minuten von Buchara weg und daher konnten wir uns am Vorabend auch nicht mehr treffen. Es war eine merkwuerdige Nacht. Ich konnte zum ersten Mal am Morgen nicht sagen, wo ich genau war. Das ging nur eine Sekunde oder so, aber ich musste mich erst mal zwicken. Bin wohl zu viel Rad gefahren.
Wir machten einiges von den Touridingen. Ich hatte Buchara schon mal zum Teil gesehen und daher machten wir eher einen auf ruhig. Das war fuer mich auch ganz gut. Wir gingen zur Bank (in die ich nie reingekommen waere, alles laeuft ueber Bekannte hier), konnte was abheben und fuehlte mich ein wenig erleichtert. Dann essen, noch mal Sachen ansehen und dann fuhren wir zur Familie von Feruz. Hier sind einige Bilder …
Fuer mich war die Einladung eine wunderbare Sache. Ich konnte die Familie von Feruz kennenlernen, eine tolle Familie. Es war auch fuer ihn eine der wenigen Gelegenheiten seine Familie zu sehen, da er derzeit in der Schweiz arbeitet. Seine Frau ist in Taschkent, der Rest seiner Familie hier in der Naehe von Buchara.
Wir besuchten auch den Hof seiner Familie und ich wurde in die Baumwollindustrie und den -anbau eingefuehrt. Der usbekische Staat nimmt sich ordentlich was vom Kuchen. Die Haelfte muss an ihn verkauft werden, der Rest zu Marktpreisen auf dem Weltmarkt. Scheint, dass der Staat eine gute Scheibe abbekommt.
Der heimische Laden, der einzige im Dorf. Das wiederum besteht aus mehr oder weniger zwei Familien.
Es ging dann wieder zurueck zum Haus und es gab … Plov. Ein traditionelles und besonderen Anlaessen vorbehaltenes Essen in Usbekistan. Es war eine sehr schoene Zeit und sehr lustig. Wir blieben auch bei der Familie ueber Nacht, es lohnte sich nicht mehr zurueckzufahren. Hier ist Feruz mit seiner Nichte …
Heute gab es mal wieder viele Bilder, mehr davon auf der flickr Seite.
August 13, 2008 No Comments
Tag 141 (Usbekistan): Olot - Buchara (Turm bringt mich zum grinsen)
Tagesstrecke: 82m
Gesamstrecke: 8879km
Fahrzeit: 5h
Ich fuhr von Olot los und es war nicht viel los. Ich erspare dem geneigten Leser, was ich ueber den Wind gedacht habe. Der war immer noch da, nur so viel. Hier sind ein paar nette Bilder.
Als ich naeher an Buchara rankam, dachte ich daran, wie ich zum ersten Mal dort war und der Turm mich damals sehr beeindruckt hat. Und dann kam er zwischen den Baeumen hervor. Wie gerufen. Es war ein Gluecksgefuehl, vor allem nach den letzten Tagen. Bin nach Buchara mit dem Rad gefahren. Hatte nur noch ein grosses Grinsen auf dem Gesicht, es war einfach klasse.
Als ich ankam fuhr ein Wagen neben mich und die beiden gaben mir eine Flasche Wasser. Ich hatte vorher ein wenig Streit wegen total ueberhoehter Preise gehabt. Das hatten die beiden 20km vorher mitbekommen und waren mir hinterhergefahren. Ich war ziemlich geplaettet. Sie meinten nur, dass sie gesehen haetten, was passiert sei. Es war unfair und da sie aus Afghanistan seien und man das dort so mache, seien sie mir halt hinterhergefahren und haetten mir das Wasser gebracht. Sprachlos war ich.
Ich traf den Furkat. Furkat ist der Bruder von Feruz. Feruz ist der Habilitant von Professor Heine, einem ehemaligen Professor von mir. Feruz kommt aus der Naehe von Buchara und so hat er sich meiner angenommen. Da wusste ich noch nicht, dass Feruz die 8 Stunden von Tashkent nur wegen mir auf sich nahm und zwei Tage spaeter wieder zurueckfuhr. Auf jeden Fall traf ich mich mit seinem Bruder und einer Uebersetzerin (alles von Feruz organisiert, da er selbst noch unterwegs war) und sie brachten mich in ein Hotel und dann in die Stadt. Es war einfach toll …
Vielen Dank, auch fuer die ganzen Dinge, die ihren Weg in mein Hotelzimmer gefunden haben. Trauben, Melone, Brot und vieles andere mehr … jetzt ist erst einmal Ruhetag in Buchara angesagt.
August 12, 2008 No Comments
Tag 140 (Turkmenistan/Usbekistan): Walachei - Olot (Grenzen machen keinen Unterschied)
Tagesstrecke: 124km
Gesamtstrecke: 8797km
Fahrzeit: 10h
Als ich von meinem Wohncontainer losfuhr, blies der Wind so heftig aus Nordosten wie am Abend vorher. Es war noch nicht mal 6 Uhr am Morgen und das verhiess nichts gutes. Ich hatte gehofft, dass der Wind sich ein wenig legen wuerde, aber dem war nicht so. Es bedeutete halt einen weiteren Tag im Wind, einen weiteren Tag kaempfen, phyisch, aber vor allem mental. Wie schon am Abend vorher blies der Wind den Sand Schlangen gleich ueber die Strasse in meine Richtung.
Es waren 25km bis zum naechsten Kafe und ich versuchte mir die Distanz in kleine Stuecke zu schneiden, irgendwas, um sich nicht immer den ganzen Berg vor Augen zu fuehren. Es passiert so vieles von diesen Dingen im Kopf … Die Strasse war zumeist in gutem Zustand, das half zumindestens. Aber das Vorwaertskommen war langsam.
Ich war mehrmals versucht, einfach einen Wagen anzuhalten und mich bis nach Turkmenabad mitnehmen zu lassen. Es ist ein hilfloses Gefuehl. Man sieht nichts, woran man sich wirklich orientieren kann, man wird immer wieder von Boeen getroffen und kommt und kommt nicht voran. Aber irgendwas sagte mir, dass ich durchhalten solle und ich bin froh, dass diese Stimme ueberwogen hat.
Im Kafe sollte ich mal wieder ueber den Tisch gezogen werden, konnte das verhindern und hatte dann noch verschiedene Entfernungen gesagt bekommen, von denen keine wirklich stimmte. Dann gab es hin und wieder einen Masten oder eine Stange, die man von Weitem sah und so hangelt man sich halt die Entfernung lang. Alles nur, um nicht staendig an den Wind zu denken.
Hinter mir …
… und vor mir …
Turkmenabad begruesste mich dann mit einer Fabrik, die man von weitem sehen konnte. Es war klasse. Ich kam ueber den Huegel und konnte endlich sehen, was diese spitzen Stangen waren … der Schornstein (immer noch 10-12km weit weg) war aber eine gute Orientierung und wurde, wenn auch langsam, immer groesser. Die Strasse war auf den letzten km uebel und wieder voll im Wind. Es gibt in Turkmenabad nicht viel, was mich dort hielt und so machte ich mich auf und davon. Hatte vorher noch einige “Cocktails” und Sirupwasser. Das ist ganz lecker, wenn man sich von den Farben mal irgendwie frei gemacht hat.
Ein Bauarbeiter zeichnete mir den Weg aus der Stadt auf …
Auf dem Weg zur Grenze traf ich zwei Iraner auf ihrem Motorrad auf dem Weg nach Schanghai …
Es gab auch noch Wind. Die Strasse fuhr im Zickzack in alle moeglichen Richtungen und konnte einen in den Wahnsinn treiben. Die letzten 10km waren genau gegen den Wind und ich hatte genug. Ich hatte den Windgoettern genug gegeben, hoffentlich wird es bald besser.
Der Grenzuebertritt war recht einfach. Die Usbeken wollten mich genau durchsuchen. Bitte, wenn es sein muss. Taschen auf - die da. OK, da sind die Kleider drin, Waesche obenauf. Nach zwei oder drei Stuecken sollte ich wieder einpacken, das Ganze werde geroentgt. OK, dann noch ein wenig hin und her wegen den Zeltstangen und dann war es auch schon vorbei. Alles nervig und unnoetig, aber kein grosses Drama. Und dann noch eine und noch eine Kontrolle. Muss das sein??
Hier ein Bild vom Niemandsland zwischen den Grenzposten.
Nichts hatte sich geaendert. Natuerlich nicht. Der Wind war der Gleiche. Die Strasse war ein wenig besser. Aber warum sollte der Wind auch anders sein? Ich verliess ein Land, ging in das naechste. Die von Menschen gemachten Grenzen sind halt da, aber die Natur hat damit recht wenig zu tun.
Ich verliess den Grenzposten und wurde nach nur 1km wieder kontrolliert. Dann wollte der Posten Geld. Ich weigerte mich. Es ging hin und her. Klar, Du hast ne Uniform. Sehe ich. Ich will Dir aber kein Geld geben. Ich laberte und laberte, er verstand nichts und dann liess er mich gehen. Dann schon wieder einige Leute in Uniform, die aber nichts wirklich von mir wollten … ich machte mich davon.
Ich fuhr noch 20km in Usbekistan gegen den Wind. In einem Dorf wollten sie $20 fuers Zelten haben, ich ging. Im naechsten wurde ich von einer Familie gefragt, ob ich nicht bei ihnen uebernachten wolle. Sie waren einfach super und ich fuehlte mich sehr gut aufgehoben, schlief unter den Sternen.
Einige wundern sich vielleicht, warum ich nicht die vollen fuenf Tage fuer Turkmenistan verwendet habe. Ich hatte mir das ueberlegt und wenn Turkmenabad netter gewesen waere, haette ich das auch gemacht, aber so hielt mich dort nicht viel. Ich bekam von dem Land viel zu wenig mit. Das, was ich sah, war toll und die Gastfreundschaft grossartig. Die Regierung muss nur diese 5-Tagesvisen abschaffen und dann ist alles klar. Ich wollte einfach kein Risiko mit dem Wind eingehen, fuhr dann halt so wie es ging und man hat auch nicht viel Auswahl.
Als ich das Land verliess, sah ich wie offen Korruption hier funktioniert. An einem Kontrollpunkt gingen die Leute einfach hin, steckten den Polizisten das Geld zu, das wurde erst in ein Heft gesteckt und dann unter den Polizisten verteilt. Sehr effizient und interessant.
Aber hier noch ein Stimmungsbild …
August 11, 2008 No Comments