Tag 130 (Iran): Walachei - kurz hinter Chenaran (Geschwindigkeit!!!!)
Tagesstrecke: 136km
Gesamstrecke: 8017km
Fahrzeit: 5-6h
Es gibt nicht viel zu berichten - noch nicht mal Bilder gibt es von heute. Die Nacht war uebel, ich konnte wegen des Windes kaum schlafen. Ziemlich erschlagen kroch ich aus dem Zelt und wusste nicht recht, ob es eine gute Idee war, ueberhaupt loszufahren in meinem Zustand.
War es aber. Nach einem recht langsamen Beginn (ca. 22km/h) wurde es richtig schnell. Es tat auch nicht weh - ueber mehr als zwei Stunden konnte ich mit immer mehr als 30km/h dahin rollen und oft ueber 40km/h. Es fuehlte sich nach vielen Windtagen super an, ein gutes Stueck fast getragen zu werden. Treten war immer noch angesagt und es war heiss, aber es war gut auszuhalten. Ich spulte bis am fruehen Nachmittag fast die gesamten Tageskilometer ab, erreichte dann Chenaran. Ein paar Milchshakes und mir ging es wieder sehr gut. Internetcafe … schwer zu finden an einem Freitag. Aber ein Besitzer eines Cafes fuhr vor mir her zu einem anderen und dann konnte / musste ich die ganzen Dinge fuer mein US-Visum organisieren. Viele Anrufe und emails spaeter ist hoffentlich das meiste erledigt.
Ich verliess Chenaran recht spaet, fand aber noch einen guten Platz zum Zelten. Es gab dort aber … nur Frauen. Das ist hier ein wenig ungewoehnlich. Langes Palaver. Dann kam ein Mann vorbei, der meinte ich solle einfach reinkommen und mein Zelt aufstellen, wo ich wolle. Er kommt spaeter noch haeufiger vorbei und bringt Tee, Obst und Gemuese.
Bin zwar ziemlich kaputt, aber alles in allem ein schoener Tag.
August 1, 2008 No Comments
Tag 129 (Iran): Walachei - Walachei (aber heute mit Buchempfehlung)
Tagesstrecke: 113km
Gesamtstrecke: 7881km
Fahrzeit: 6h
Das wichtigste zuerst … hier ist ein Buch, das ich ungelesen empfehlen kann. Matthias Kluckert berichtet darin von seinen Erfahrungen waehrend seines 4-jaehrigen Studiums in Peking. Wenn seine Diashows einen Anhaltspunkt liefern, dann sollte man das Buch lesen. Und ausserdem ist ja bald Weihnachten.
Eines seiner anderen Projekte findet sich unter folgendem Link: A Day on the Planet.
Titel: Ganz Woanders: Vier Jahre in Beijing
Autoren: Matthias Kluckert und Thomas Tang
Es gibt nicht viel zu berichten. Der Himmel war zu Anfang bedeckt (das ist schon aussergewoehnlich), es gab einen ziemlich heftigen Anstieg nach Bojnurd zu bewaeltigen (das Bild unten ist fuer einen Eindruck ganz gut) und dann trug mich ein Rueckenwind ziemlich weit in Richtung Mashhad.
In Shirvan gelang es mir nicht, ein Telefon zu finden, mit dem ich einen Anruf im Ausland haette machen koennen. Dann ging es weiter und ich fand auf einem Bauernhof Unterschlupf vor dem mittlerweile ziemlich heulenden Wind.
July 31, 2008 No Comments
Tag 128 (Iran): Cheshmeh Khan - Walachei (die Polizei ist hinter mir her)
Tagesstrecke: 105km
Gesamtstrecke: 7768km
Fahrzeit: 5-6h
Ich wachte auf dem Gelaende der staubigen Telefonstation auf und machte mich nach dem Fruehstueck auf den Weg.
Es passierte nicht viel, die Gegend war aber sehr schoen und beeindruckend. Es ging bergauf und in den Wind hinein, dann endlich eine lange Abfahrt. Die wurde von Pfirsichen essen und der Polizei unterbrochen.
Ein Minitruck stoppte mich und ich wurde mal wieer nach meinem Pass gefragt. Die Daten werden weitergeleitet und nach einigem “ich verstehe nicht”- und “ich spreche kein Farsi”-Palaver wurde mir mein Pass wieder zurueckgegeben und ich dachte alles war klar. Irgendwas hatte der Typ von da vorne noch mal halten gefaselt und dann stand da auch einige km weiter ein Polizist in Zivil und winkte mich raus. Ich hatte mir bis dahin Gedanken gemacht, ob mal wieder jemand die Polizei angerufen hat oder ob ich hier im Blog zu viel geschrieben habe. Teufel ist ein Eichhoernchen und so … Der Polizist war erst mal ein wenig erstaunt, als ich nach einem Ausweis gefragt habe. Was er mir zeigte, sah offizioes genug aus. Er sprach Englisch und notierte sich meine Passinfo, vergass aber die Nummer. Sagte ich ihm mal nicht. Dann fragte ich, warum ich angehalten werde. Wuesste er nicht, er verstehe die Frage auch nicht. Das hatte ich in Italien schon einmal.
Nun war mir die Situation ein wenig unangenehmer (die Nummer der deutschen Botschaft habe ich) und als ich in den naechsten Ort komme, haelt er mich schon wieder an. Die Passnummer braeuchte er doch noch.
Einige Stunden spaeter war es nicht mehr ganz so warm und ich fuhr weiter. Heiss war es aber immer noch, was mir aber erst am Anstieg richtig klar wurde. Weit und breit kein Schatten. Ich wollte nicht nach Bojnurd und schaute mich also nach einem Platz zum Schlafen um. Dann sah ich in der Entfernung in einem kleinen Tal Baeume. Also nichts wie hin. Es war klasse und sehr unerwartet in dieser doch eher kargen Gegend.
Die Doerfer sind von lauter gruen umgeben und ich wollte unbedintgt hier bleiben. Das erste Gespraech half nicht viel. Ein Laden ohne viel drin. Ich brauchte noch was zu essen. Das zweite Gespraech war es dann. 4 Tomaten. Dann kam Ahmad, der ein wenig englisch sprach. Ich stellte das Zelt an einem Platz neben einem Bach auf - es war traumhaft. Ahmad wollte mich zu sich nach hause einladen, aber ich wollte ein wenig Ruhe haben. Allerdings nahm er mich zu einem Laden mit und dann zu sich nach hause - ich sollte doch wenigstens was essen. Gesagt, getan.
Die Tour auf dem Motorrad war herrlich und das Essen, was mir dann noch zugesteckt wurde haette fuer einige Tage reichen koennen. Vielen, vielen Dank dafuer.
July 30, 2008 No Comments
Tag 127 (Iran): Gonbad-e Kavus - Cheshmeh Khan
Tagesstrecke: 104km
Gesamtstrecke: 7663km
Fahrzeit: 5-6h
Ich wollte heute frueh los, es sollte heiss werden. Daraus wure nichts, wir hatten uns in der Nacht zu lange festgequatscht. Es wurde daher viel heisser als ich es eigentlich wollte. Aber dafuer gab es noch einen anderen Grund. Dazu gleich mehr. Ich traf Sayed erneut und war darueber ein wenig erstaunt. Er hatte das Auto nehmen muessen, wegen Beinschmerzen. Ausserdem wurde ich sehr nett von einer Teheraner Familie versorgt, die mich auf dem Weg anhielt. Was wirklich Zeit kostete war der eigentlich sehr kurz geplante Besuch im Internetcafe. Mein US-Visum wird gerade bearbeitet und alles, was ich bisher an Dokumenten besorgen musste, ist ein Kindergeburtstag im Vergleich dazu. OK, ist ein Arbeitsvisum, aber ich sehe schon den Papierkrieg auf mich zukommen. Aber auch das wird hinhauen, vor allem mit der Hilfe meiner Eltern, die sich durch Berge von Papier wuehlen muessen.
Ich verbrachte also deswegen viel Zeit in einem klimatisierten Raum, waehrend es draussen noch nicht superheiss war. Dafuer musste ich dann spaeter raus, nicht ohne vorher mit Saft, Keksen und Kuchen verpflegt zu werden. Zum Mittagessen waere ich auch noch eingeladen worden, aber ich wollte weiter.
Der Rest ist schnell erzaehlt. Ich fuhr den Berg hoch. Durch den Wald von Golestan, einer tollen Landschaft, die leider ein wenig stark vermuellt ist. Ich war immer an der Bergkette vorbeigefahren, jetzt musste ich rueber. Die Hitze war heftig, die Luftfeuchtigkeit hoch. Aber ein schoener Rueckenwind half ganz gut. 1200 Hoehenmeter waren es trotzdem. Kurz bevor ich in den Wald reinfuhr spielte der MP3 Spieler ein Lied von Midnight Oil - Beds are Burning (ist schon ein wenig aelter, ich weiss):
“The Western desert lives and breathes in 45 degrees.”
Ich haette das gerne erfunden, aber just in diesem Moment stieg mein Thermometer auf 45C an, kurz danach auf 47C. Hier noch ein Vorschlag an die hiesige Regierung. Anstatt sinnlos Resourcen fuer die Kleiderpolizei zu verschwenden, wie waere es, wenn man die Vermuellung ein wenig in den Griff bekommen wuerde? Nur so ne Idee.
Der Verkehr war wie ueblich - heftig und auch verrueckt. Ich hatte auch keinen Plan, wie weit ich fahren wuerde, erreichte schliesslich nach etwas ueber 100km ein Dorf mit ein wenig Bewaldung. Ich dachte auch, dass ich schon oben am Pass angekommen war.
Die Leute wollten mich nicht campen lassen, sie sprachen von Wildtieren. Der Lonely Planet hat eine gute Liste, mit denen sollte man nicht spassen: Luchse, Leoparden, Woelfe und Baeren. Also folge ich dem Rat der Leute und schlafe in meinem Zelt auf einem umzaeunten Gelaende.
Ich war gerade mit dem Schreiben fertig, als diese vier Herren auftauchen.
Mir wird alles moegliche gegeben, Kekse und Getraenke. Ich werde in das Haus des Mullahs eingeladen, bin aber zu fertig und will nur noch ins Bett. Es folgen die ueblichen Fragen, aber alles sehr, sehr lustig.
Auch ueber Politik wird gesprochen. Ja, in Deutschland duerfen Moscheen gebaut werden und nein, Frauen muessen kein Kopftuch tragen. Erstaunte Gesichter …
July 29, 2008 No Comments
Tag 126 (Iran): Maziyaran - Gonbad-e Kavus
Tagesstrecke: 48km
Gesamtstrecke: 7559km
Fahrzeit: just over 2h
Ich hatte ja erwaehnt, dass ich eine Reihe von Besuchern in der Nacht hatte. Die wurden irgendwann laestig, naemlich als einer um Mitternacht um mein Zelt herum schlich, laut Hallo! rief und wissen wollte, ob ich aus Deutschland bin. Bin ich … ich will aber schlafen.
Nach einem schnellen Fruehstueck brachte ich die 5okm nach Gonbad hinter mich. Es war mal wieder Zeit fuer eine Pause und Mohammad hatte mich zu sich eingeladen. Die Einladung nahm ich gerne an. Um 10 Uhr war ich auch schon am Ziel.
Dort wurde mir von einem Computershopbesitzer geholfen, Internet, Tee und massenhaft Kekse standen ploetzlich vor mir. Mohammad war auch schnell da und es war nun Zeit ein wenig auszuspannen. Das ging nicht, ohne die Sehenswuerdigkeit der Stadt gesehen zu haben, naemlich den aeltesten, aus Backstein gebauten Turm der Welt. Der ist ziemlich beeindruckend und vor allem ueber 1000 Jahre alt. Wieviele Erdbeben und Angriffe der ueberstanden hat …
Die Stadt ist eine interessante Mischung aus allem, was die Gegend zu bieten hat. Turkmenen, andere Menschen aus Zentralasien, Afghanen und andere lassen hier vieles, von dem man sich nur ungefaehre Vorstellungen macht, lebendig werden. Turkmenische Frauen kleiden sich auffallend bunt, beachten den Hejab nur halbherzig und die Kleiderpolizei gibt es hier auch nicht.
Kuehe fressen hier auch mal eine Wassermelone …
Am Abend gingen Mohammad und ich noch einmal durchd die Strassen und assen mit Freunden zu Abend. Wie schon so oft zuvor wurde mir gesagt, dass die Freunde Iran verlassen wollen, sie sehen hier fuer sich keine Perspektive. Es ist auffallend, dass es meist die jungen und aufgeschlossenen sind … der schon bestehende brain drain fuer Iran wird sich wohl noch verstaerken.
July 28, 2008 No Comments
Tag 125 (Iran): Galugah - Maziyaran
Tagesstrecke: 115km
Gesamtstrecke: 7511km
Fahrzeit: 6h
Ein früher Start und viele schöne km markierten den Morgen. Das alles auf einer Straße ohne Verkehr. Wie? Straße ohne Verkehr im Iran? Es war die alte Straße und die wird nicht mehr häufig benutzt und ist zumeist in sehr gutem Zustand. Klasse, einfach nur schön.
Die Gegend sieht auf der südlichen Seite aus wie das Rheintal zu hause. Links weniger, Steppe ist zu hause nicht und das Rheintal zählt nicht. Außerdem ist es wärmer hier, aber kleine sanfte Hügel vor höheren Bergen, alles mit Nadelhölzern bewachsen.
Nach 60km brauchte ich eine Pause und traf einen Deutsch-Iraner auf Heimaturlaub, der mir gleich einen Kontakt in Mashhad vermittelte. Außerdem war der Internetcafe-Besitzer nicht davon zu überzeugen, dass er Geld nehmen sollte. Nichts zu machen.
Dann kam der irgendwie zu erwartende Moment. Markus ist mit kurzen Radhosen unterwegs. Auch wenn mir oft versichert wurde, das sei kein Problem, wenn man als Sportler erkennbar ist, kam ein junger Mann auf mich zu und fing an rumzuzetern. Ich versuchte zu erklären, dass ich gleich aufs Rad steige. Half nichts. Er fing an, an seiner Gürtelschnalle rumzufingern, insgesamt alles mit sehr aggressivem Auftreten. Es reichte, als er anfing an meinem Rad rumzureißen. Nicht nur einfach so, sondern an allen möglichen Kabeln. Mir ist schon bewußt, dass manche Dinge hier anders funktionieren, aber ging zu weit. In dem Moment kamen zwei Geschäftsbesitzer raus und kümmerten sich um die Situation, einer nahm sich des Typen an, der andere meinte, dass ich vielleicht besser davon fahren soll. Hatte nichts anderes vor. Die Gegned ist konservativer als andere zuvor, aber der Typ war außergewöhnlich. Freundliches Lächeln ist nämlich auch sonst an der Tagesordnung.
Der Rest - musste zum ersten Mal eine Hitzepause nehmen am Nachmittag, fand einen Platz zum Schlafen in einem kleinen Dorf mit etwas sehr viel Besuch am Abend. Das hier ist die erste, kleinere Abordnung.
July 27, 2008 No Comments
Tag 124 (Iran): auf einer Wiese zwischen Qa’em Shahr und Sari - Galugah
Tagesstrecke: 92km
Gesamtstrecke: 7396km
Fahrzeit: 5h
Ein später Anfang - scheint so, als ob ich den Schlaf wohl gebraucht habe. Es war quälend langsam bis Sari, obwohl es nur 18km waren. Meine Beine schwer und schon früh sehr heiß und schwül. In Sari machte ich gleich mal Pause, kaufte neue Kopfhöhrer, die fünften auf dieser Reise. Ich sollte mal besser auf die Dinger aufpassen. Und brachte die Webseite auf einen neuen Stand. Dann ging es zurück in die Verrücktheit iranischen Verkehrs.
Ging auch dann nicht viel besser. Dann kommt auch noch ein Typ und will Bilder machen. Soll er doch, habe keine Lust heute zum Modeln. Versuchte ich auch rüber zu bringen. Er zog ab. Keine 2km weiter sehe ich ihn am Straßenrand stehen, also doch kurzes Gespräch und ein paar Fotos. Aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Mohammad fährt selbst Rad und war total happy einen Radfahrer aus einem anderen Land zu sehen. Er lud mich zu sich nach hause ein, gab mir seine Adresse und ich dachte, das war. War es nicht. Er blieb hinter mir. Das irritiert mich immer etwas. Dann war er vor mir. Irritiert mich auch. Dann war er weg. Irritiert mich nicht so sehr. 5km später steht er am Straßenrand mit einer Nektarine. Super. Danke. Dann fährt er wieder hinter mir her. Es geht bergauf und -ab und irgendwie kann ich das nicht haben, wenn ich von einer Person beobachtet werde. Irgendwann ist er wieder weg und ich denke nur, wäre klasse, was zum Trinken zu haben.
Kurz darauf taucht Mohammad wieder auf, eine Dose Fruchtsaft in den Händen und reicht sie mir über den Beifahrersitz während dem Fahren raus. Tour de France Gefühl, aber ohne die wohl dort genommenen Drogen. Kann ich mir nicht verkneifen.
Mohammad hatte vorher von einem Erdkundelehrer gesprochen, der 20km weiter ist als ich und der auf dem Weg nach Osten ist. Also war Aufholen angesagt … und in Behshar war ich dann ziemlich alle. Einige Bissen und viel Zuckergetränk später war ich dann wieder auf dem Damm und wir trafen mit Sayed zusammen. Er bot an, dass ich in Galugah übernachten könne, das war mir aber erst Mal zu kurz. Wir konnten auch nicht wirklich zusammen fahren, hatten komplett unterschiedliche Geschwindigkeiten. Aber am Ende waren wir din Galugah wieder zusammen und ich beschloß sein Angebot anzunehmen und hatte heute schon um 5 Uhr Schluß. Auch mal nicht schlecht.
Wir verbringen die Nacht im Büro einer NGO, was man hier aber nicht so wörtlich nehmen darf. Hier scheint mir alles sehr GO zu sein, also regierungsnah. Ist auch hier nicht so verwunderlich und ich meine damit nicht nur die überall hängenden Bilder von verschiedenen Geistlichen. Wir werden nett empfangen, duschen und ich kann auch meine Sachen waschen.
Hier sieht man mal ganz gut wie der bodenstaendige Iraner (OK, ich verallgemeinere) sein Tagebuch schreibt und daneben der verweichlichte Westler, der auf handschriftlich keine Lust mehr hat und das auch nicht mehr so gut kann.
July 26, 2008 No Comments
Tag 123 (Iran): kurz vor Kohrud - auf einer Wiese zwischen Qa’em Shahr und Sari
Tagesstrecke: 114km
Gesamtstrecke: 7304km
Fahrzeit: 5-6h
Eine passable Nacht mit zu viel Schnarcherei. Diejenige Schnarcherei, bei der man einfach nur aufstehen will und den anderen entweder anstoßen oder gleich die Nase zuhalten will. Ich war immer noch müde vom vorherigen Tag als es aus den Federn (oder dem Seidenschlafsack) ging.
Kurz vor 7 Uhr ging es wieder los, um die 50km bis nach Amol hinter mich zu bringen. Es war eine super Abfahrt, man konnte die Baustelle in ihren jeweiligen Phasen gut sehen, das alles in einer grandiosen Landschaft.
Hier sieht man auch, wie sich die Landschaft wandelt. Von felsigem Gelände weiter oben am Berg und bis zu meiner Unterkunft vermehrte sich der Bewuchs, die Hügel wurden sanfter und das Tal breiter. Reisfelder traten vermehrt auf und es wurde auch schwüler. Den ganzen Tag über fuhr ich mit nassem T-Shirt, weil es einfach nicht mehr recht trocken werden wollte. Das alles bei ca. 40C. Aber spassig war es dennoch.
Beim mißlungenen Versuch eine Pause einzulegen (wurde von jemandem weggeschickt) passierte es dann. Es knackte etwas unter mir. Ich wollte wieder zurück auf die Straße, wollte das alles in einem zu hohen Gang machen und hörte also ein leichtes Knacken. Konnte das aber nicht einordnen, zu sehen war nichts, aber ich fühlte ein kleines Durchrutschen beim Treten. Alles sahr gut aus, die Umwerfer waren in Ordnung und auch die Kettenblätter und die Ritzel hinten. Die Kette auch. Aber bis nach China wollte ich damit nicht. Pause in einem sehr schnellen Internetcafe in Amol, ohne dass flickr geblockt war. Das war alles nur auf Teheran beschränkt.
Beim Weiterfahren war das Durchrutschen immer noch zu bemerken, wie hätte es auch einfach weg sein sollen. Nochmal nachsehen und dann sah ich es. Das Kettenglied, an dem ich die Kette in Ankara zusammengefügt hatte, war auf einer Seite nach außen gebogen und der Pin dabei halb rausgerutscht. Zurück war schwer, zwei Kettenglieder raus und noch mal zusammenfügen oder neue Kette drauf. Das letzte wollte ich nicht. Genau in dem Moment kommen zwei junge Männer vorbei, einem gehört ein kleiner Handwerkerladen, besser ein Loch in der Wand voller Heimwerkerzubehör. Sie bringen so ziemlich alles raus, reißen Verpackungen auf. Der eine will alles wieder zurechtbiegen, drückt dabei aber den Pin komplett raus. War nicht schlimm, den konnte ich eh abschreiben, also ließ ich ihn probieren. Einen Versuch war es wert. Er wollte den Pin dann mit einem Bohrmaschinenkopf ersetzen, was nicht ging. Dann erinnerte ich mich daran, dass Dieter von Speedzone mir fast schon ein Kettenschloss aufgedrängt hatte. Das war die Lösung. Kettenglied komplett raus und das Schloss rein und das war es dann.
In der Zwischenzeit hatte einer Essen und Trinken gebracht und wir machten erstmal Mittag. Passte genau,an Bezahlung für die ganzen Werkzeuge war nicht zu denken. Auch für das Essen nicht. Sie gaben mir noch eine Kappe und was an Werkzeug mit und auch hierfür konnte ich kein Geld los werden. Vielen Dank fuer die Hilfe …
Und hier der Beweis, dass das Schild doch gebraucht wird, auch wenn sich hier keiner fuer Schilder wirklich interessiert …
Einige Stunden später fand ich eine schöne Stelle zum Zelten, wollte ich doch nicht nach Sari reinfahren. Mit der Erlaubnis des Besitzers war das alles kein Problem und nach leckerer Pasta und Keksen ging es dann zum ersten Mal im Iran ins Zelt.
July 25, 2008 No Comments
Tag 122 (Iran): Teheran - bis kurz vor Kohrud (ein neuer Huprekord, Mittagessen, ein Apfel, eine Banane)
Tagesstrecke: 142km
Gesamtstrecke: 7190km
Fahrzeit: 9h
Es war soweit, ich konnte Teheran verlassen. Ich fuhr spaeter los als geplant, aber in der Nacht hatte ich noch DVDs gebrannt und alles Moegliche erledigt, weil Isabelle nach Deutschland flog und so was mitnehmen konnte. Aber die Strassen waren auch kurz vor sieben weitgehend leer.
Ich kam gut voran - leider im falschen Tal, was einen Umweg von 10km bedeutete, aber so richtig dramatisch war das nicht. Es ging dann auf eine ziemlich stark befahrenen Autobahn entlang. Mohsen hatte mich davor schon gewarnt - Wochenende im Iran und alle sind unterwegs. Aber ich wollte so schnell wie moeglich aus Teheran raus.
Heftiger Verkehr und viele Bergaufpassagen kennzeichneten den Tag - und hohe Temperaturen. Unabsichtlich traf mich eine Fahne, die einie Fussgaenger trugen, es war ein wenig zu knapp fuer meinen Geschmack. Der Verkehr ebbte auch nicht wirklich ab, bis ich oben war (auf 2900m, Gesamthoehenmeter heute 1999m). Aber die Landschaft war traumhaft. Ein Tunnel kurz vor dem Gipfel machte das Ganze noch ein wenig anstrengender, wenig Sicht, schlechte Strasse, kaum Sauerstoff und viel Verkehr. Lustig.
Oben angekommen sah ich eine auf Tourismus ausgelegte Moschee und traf jemand, der mir gleich mal einen Apfel in die Hand drueckte. Ausserdem war es ziemlich kuehl und der Wind blies recht heftig. Ich zog mir ein langes Shirt an, behielt aber die kurzen Hosen an (so ziemlich jeder meinte, das sei kein Problem, so lange man mit dem Rad unterwegs ist; wenn ich in einen Ort komme, ziehe ich einfach die lange Hose an). Die Abfahrt war anstrengend, der Wind heftig und viel war an Geschwindigkeit am Anfang nicht rauszuholen. Dann kam der Damarvand - der untere Teil jedenfalls - ins Sichtfeld. Sah ziemlich bedrohlich mit den Wolken um den Gipfel herum aus.
Tunnel ohne Luft folgten, in denen auch munter ueberholt wurde. Alles so wie in Teheran wuerde ich sagen. Irgendwann haelt mich ein Autofahrer an und gibt mir eine Banane, wir sprechen ein wenig und er faehrt weiter.
Dann war es an der Zeit einen Platz zum Zelten zu finden. Gab es aber nicht wirklich. Entweder a) die Polizei war genau da, wo ich abbiegen musste, b) es waren zu viele Leute in der Gegend, c) die Zugangsstrasse war ueberflutet oder d) es gab wilde Tiere, vor denen mich die Leute warnten. Scheinbar gibt es Wildschweine, was ein wenig gedauert hat, bis ich das begriffen hatte und wir haben so ziemlich jedes Tier mal durchprobiert.
Am Ende habe ich bei einem Bauarbeitertrupp uebernachtet, die mich sehr nett augenommen haben. Was fuer ein Unterschied zum Komfort von Nordteheran. Ich werde mit allem versorgt, Tee, Dusche usw.
Senioritaet ist in der Gruppe viel wert. Es gab nicht genuegend Tassen, daher bekommen die aeltesten den Tee zuerst. Dann sind die Jungen an der Reihe. Dann sollten wir aufbrechen, wohin war unklar. Das Fahrrad sollte auch mit. Ich meinte, kann auch hier bleiben, bis ich dann begriff, dass ich nicht hier schlafen wuerde, sondern 1km die Strasse runter. Das habe ich aber erst verstanden, als ich schon da war. Also wieder zurueck, das Fahrrad geholt und dort Essen gekocht. Sie wollten mich nicht auf dem Boden schlafen lassen, daher der Ortswechsel. Hartes Bett ohne Matratze war angesagt, aber die Decke war eine gute Unterlage und der Seidenschlafsack, den ich dabei habe warm genug.
Wir sprechen ueber ihre Arbeit und ihr Leben als Bautrupp weit weg von zu hause und ohne Wochenenden. Trotz heftigen Schnarchens ist das Einschlafen kein Problem.
July 24, 2008 No Comments
Tag 121 (Iran): Teheran (morgen geht’s aus Teheran fort)
Wieder zur Botscharft, dieses Mal auch offen und mit nur einem kurzen Kommentar: “Pass, bitte, Herr Wagner.” Er kannte meinen Namen, d.h. alles in allem sollte es klar gehen. Ich fuelle den Papierkram aus und als ich eine Adresse eintragen soll, frage ich kurz nach. Im Iran habe ich keine. “Trag das Hotel ein.” “Wohne bei Freunden.” “Freunden!” Augenbrauen nach oben. “Trag irgendein Hotel ein.”
Alles OK dachte ich, aber als ich das Geld rueberreiche meint er nur: “Wir haben ein Problem.” Wie bitte? Ich hatte schon Markierungen gesehen und auch davon gehoert, dass die nicht gern gesehen sind. Aber jetzt noch sauber Dollars finden, nicht so ganz einfach. Ich entgegne was davon, dass ich die von der usbekischen Botschaft habe (war kein gutes Argument, das war schon klar, aber ich dachte, dass man es versuchen k. Nur ein Lachen: “Usbekistan! Das hier ist die Botschaft von Turkmenistan.” Wirklich witzig, hatte ich mir gar nicht gedacht. Ich bin ja schon zum vierten Mal hier. Ich koenne ja bis 16 Uhr richtiges Geld besorgen, wenn ich meinen Pass abholen will. OK. Dann kommt einer der Jungs von den Reisebueros um die Ecke und mit dessen Hilfe kann ich meine Scheine in “saubere” umtauschen, auch wenn einer davon gleich mal wieder zurueckgegeben wird vom Konsul. Aber auch das wird bereinigt.
Ich treffe mich wieder mit Maryam von vor einigen Tagen und wir laufen durch die Stadt. Waehrend ich auf sie warte, mache ich das Foto hier. Man sieht ganz gut, wie Auslaender sich viel mehr rausnehmen koennen als Iraner. Die waeren schon in besagtem Minivan mit so offener Frisur.
Mit Maryam komme ich an einem Radladen vorbei und erhalten einen Tipp, wasd die Schrauben und das Loctite angeht. Aber das ist mehr ein gutes Beispiel, was hier im Iran nicht funktioniert oder warum man manche Dinge nicht reparieren kann. Die Leute kaufen lieber was neues (so sie das Geld haben) anstatt Dinge zu reparieren. Wir sind mal wieder in einem Superladen, der aber nichs reparieren kann und der auch keine Ahnung hat, wie man Dinge repariert und auch nicht davon, was wir wollen (Maryam ist mittlerweile Expertin in Schraubensachen). Nach viel Hin und Her gehen wir mit leeren Haenden.
Das Visa abzuholen ist kein Problem. Ich bekomme das Visa, aber nur fuenf Tage innerhalb eines Zeitraums von sechs (!) Tagen. Also, es heisst dann rasen. Der Konsul war aber freundlich, immerhin.
Am Tajrisch Platz ist die Kleiderpolizei abgezogen, ich wollte noch mal Fotos machen, aber das ist vielleicht besser so. Aber wie in Qazvin vor einigen Wochen gibt es auch hier Fans von bunten Kueken.
Da ich mich jetzt aus Teheran verabschiede, will ich mich ganz, ganz herzlich bei Isabelle und Andrea bedanken, ohne deren Hilfe es in vielerlei Hinsicht um einiges stressiger geworden waere und die mich so lange aufgenommen haben. Ich wollte mich ja schon frueher verabschiedet haben, daher noch mal vielen Dank fuer alles!!!
July 23, 2008 No Comments