Tag 110 (Iran): Yazd
Yazd ist eine der Städte, die sich erst auf den zweiten Blick erschließen.
Und manchmal muss man auch runter …
Es ist sehr heiß hier, aber das war schon vorher klar. Ich mache mich also auf den Weg durch die Stadt und schaue mir dies und das an. Dann treffe ich wieder jemanden, der mir Einblicke eröffnet, die man wohl schwer bekommen kann. Ich treffe in einer Moschee zwei junge Männer in meinem Alter. Ich nenne sie mal Ali I und Ali II. Wir haben eine interessante Diskussion über alles Mögliche, das übliche Programm. Wir reißen ein paar Witze über die koreanische Besuchergruppe, die nicht weit von uns weg herumrennt. Ali II meint, sie seien aus dem Süden Koreas. Auf meine Entgegnung, dass Nordkoreaner wohl nur an ausgesuchten Orten im Iran zugegen seien, meint Ali II, dass das nur in den Nuklearreaktoren vorkomme und lacht. Daraufhin wird viel über Politik gesprochen, das Eis ist gebrochen. Für den nächsten Morgen verabreden wir uns mit einem Anwalt - sie meinte, ob mich das interessieren würde. Klar, auf jeden Fall. Könnte interessant werden.
Ich laufe weiter durch die Stadt, die mich ziemlich beeindruckt. Fast nur aus Lehmziegeln gebaut ist es einer der ältesten Städte der Welt und ihre braune Farbe auf ihre eigene Art harmonisch.
Wie auch Esfahan werden die Geschäfte um 14 Uhr dicht gemacht. Ich verbringe die nächsten Stunden im Internetcafe, lade Bilder und Blogeinträge hoch.
Gegen Sonnenuntergang gehe ich zu den Türmen des Schweigens, einem Ort, wo die Zoroastrer ihre Toten hinbrachten. Weil sie die Erde nicht mit den Körpern beschmutzen wollten, wurden diese dort aufgebahrt, um dann von Vögeln gefressen zu werden. Ein wenig unheimlich, aber ein wunderschöner Platz, um sich den Sonnenuntergang anzusehen.
Meine Rückfahrt findet in einem Auto ohne Männer statt. Das überrascht mich im ersten Moment, aber die Familie (Mutter und Tochter) sind sehr liberal und haben damit keine Probleme. Der Schleier rutscht der Tochter öfter mal nach hinten, die Mutter ermahnt sie mehr lachend als alles andere.
July 12, 2008 No Comments
Tag 109 (Iran): von Esfahan nach Yazd
Mein Bus fuhr erst um 14:30 Uhr los und so hatte ich noch den Morgen in Esfahan. Ich wollte mich nicht hetzen, sondern beschloss es ruhig angehen zu lassen. Ein Friedhof für Soldaten des Iran-Irak Krieges war sehr interessant, zum einen, weil der Kult nicht zu übersehen ist.
Aber gleichzeitig sind die Bilder auch immer wieder Erinnerung, dass Kriege ja nicht im Vakuum stattfinden, sondern Opfer fordern. Manchmal kann es einem ja aufgrund der gesäuberten Bilder bei uns so vorkommen. Die Bilder hier sollen zwar das Märtyrertum darstellen, bewirken bei mir aber so ziemlich das Gegenteil. Auf dem Weg raus reicht mir ein kleiner Junge (Mutter 5m dahinter) eine Gurke, mit breitem Grinsen auf dem Gesicht.Ich ging dann noch mal zur Brücke, wo unglaublich schön gesungen wurde (wieder nur von Männern) …
Naser hatte für mich das Ticket schon vorbestellt und so kann ich ohne Probleme losfahren. Die Klimaanlage streikt im Bus, die Temperatur steigt ziemlich erbarmungslos an. Die 4 Stunden ziehen sich in der langweiligen Wüste … gute Idee, dass ich hier nicht durchgefahren bin. Alles Türaufmachen hilft nichts, die Temperatur ist im Bus 44C, draussen noch viel höher.
In Yazd wird mir von verschiedenen Leuten geholfen, ich hole mir ein Ticket für den Nachtzug in zwei Tagen nach Teheran und werde von einem Paar in die Stadt gefahren und finde Hotel und was zum Essen …
July 11, 2008 No Comments
Tag 108 (Iran): Esfahan Touri Programm II
Dieses Mal war es das volle Touriprogramm. Ich mache mich auf den Weg, weil heute die letzte Möglichkeit ist, die Sehendwürdigkeiten anzusehen. Morgen ist Freitag und alles geschlossen. Einen Plan gibt es nicht wirklich, aber einige Orte, die ich mir ansehen will.
In der Jome Mosque treffe ich auf Omid und drei Franzosen (Gontran, Julien und Raphael). Ich sitze so da und blättere in meinem Reiseführer, ziemlich erstaunt, was so um mich herum anzusehen ist, als Omid mich fragt, ob ich mich ihm und den anderen anschließen will. Klar, ich nehme an … es stellt sich heraus, dass die drei bei ihm über couchsurfing übernachten. Und dieses Mal habe ich auch kein merkwürdiges Gefühl, ganz im Gegenteil.
Es ist ein toller Tag - die Stadt sehr beeindruckend. Omid kennt sich sehr, sehr gut aus und die Tour ist einfach nur toll. Er kann die Dinge nicht nur einfach runter erzählen, sondern versteht es, alles in den Kontext zu setzen. Aber auch das Leben der Menschen kommt nicht zu kurz … wie so häufig lerne ich dabei wieder viel.
Wir essen relativ spät zu Mittag - probieren es in einer Wirtschaft, die uns gegenüber aber sehr abweisend ist. Omid ist davon ziemlich genervt, meint, dass das ganze gute Bild, das er uns geben wollte, zerstört sei. Wir versuchen ihn zu beruhigen, der Hinweis, dass Julien aus Paris kommt und das gewohnt ist, zieht dann auch. Und finden dann ein viel besseres Restaurant mit sehr, sehr leckerem Essen.
Die Moschee wurde im Laufe ihrer Geschichte auch mal beschossen, hier ein Loch einer russischen Gewehrkugel.
Andere Situationen …
… und noch mal eine …
Am Abend treffe ich mit Peter, dem Vater von Isabelle, der auch gerade in Esfahan ist. Wieder sehr leckeres Essen und gute Unterhaltung über die Reisen von ihm und mir … ziemlich spannend.
Gegen Ende des Abends treffe ich mich mit meiner Tourgruppe von heute noch einmal an der Khaju Brücke, wo wir einfach die Atmosphäre genießen.
July 10, 2008 No Comments
Tag 107 (Iran): Esfahan Touri Programm I
Als ich aufgestanden bin, treffe ich Sepp. Er ist mit dem Motorrad unterwegs nach Malaysia und wir tuns uns zusammen für den Morgen. Er findet ebenfalls Motorradfahrer in einer Madrassah (Koranschule) und kann sich kaum wieder losreißen, aber schlußendlich gelingt es ihm dann doch.
Am Nachmittag bringe ich endlich mal wieder die Webseite auf einen neueren Stand (hat alles mit dem Visum zu tun, das ich zu dem Zeitpunkt noch nicht hatte). Dann falle ich auf den ältesten Trick der Welt herein. Ich werde auf der Straße angesprochen, der Typ spricht super englisch und deutsch. Außerdem fragt er mich, ob ich ein Couchsurfer sei. Klar, super Sache, denke ich. Er lädt mich zu sich ein und erst, als er ein wenig zu sehr darauf drängt, dass ich zu ihm komme, entwickelt sich bei mir ein komisches Gefühl. Ich sage was von morgen und so weiter und irgendwann verliert er die Lust an der Sache. Hatte wohl noch mal Glück, der Typ war unheimlich.
Ich gehe ins Hotel zurück und treffe mich wieder mit Naser und seinen Kindern. Wir fahren eine Runde in der und um die Stadt und dann treffe ich noch kurz seine Frau. Naser und ich verbringen den Rest des Abends and der Khaju Brücke, für mich die schönste der sieben Brücken in Isfahan. Viele Leute und Gesang in den Bögen (nur von Männern). Naser und ich haben eine sehr lange und unterhaltsame Unterhaltung … wie so oft im Iran.
Mir wird auch gesagt, dass ich ein unmoralischer Mensch bin … weil ich nicht Person Nr. 217 sagen will, woher ich komme und wie ich heiße. Ich mag sehr gerne mit Leuten sprechen, aber wenn die Unterhaltungen sich ziemlich genau darauf beschränken, dann ist das nach einer Weile etwas anstrengend.
Für Esfahan gibt es auf der flickr Seite eine Vielzahl von Bildern, wer die sehen will sollte hier klicken.
July 9, 2008 No Comments
Tag 106 (Iran): Ruhetag in Tehran IV (zurueck zum Konsulat)
Achtung: Aus Gruenden, die bald klar werden, habe ich die letzten Berichte nicht mehr zeitnah online gestellt. Ich hoffe, dass diejenigen, die sich Sorgen gemacht haben mir das verzeihen, aber ich stelle meine Bilder auf der flickr Seite in diesen Momenten frueher online, so dass man zumindest sehen kann, dass nichts dramatisches passiert ist. Fuer Esfahan gibt es daher eine Menge Bilder, wer mag kann hier vorbeischauen.
Ich schlief ziemlich mies. Bin mir nicht sicher, warum ich so nervoes bin wegen einer solchen Sache. Mir ging es in etwa so, wie mittwochs in der 3. Klasse. Frau Limmer war fuer mich keine Lehrerin, die ich mochte. Ich beschwerte mich immer bei meiner Mutter ueber Magenschmerzen. Immer kamen die am Mittwoch. So ungefaehr ging es mir heute. Knoten im Magen, ich konnte nichts essen. Er haette nicht da sein muessen und ich fand es unfair, dass der Konsul mir Geld abknoepfen wollte, obwohl er wissen musste, dass das nicht in Ordnung war. Die Webseite des Ministeriums ist da ziemlich eindeutig. Nach der Verabschiedung von Ghazal und Ali machte ich mich auf den Weg, hatte alle Kopien in allen moeglichen Groessen dabei, dass auch nichts schief gehen konnte. Ich war zu frueh dran … und musste warten. War aber der erste.
Dann ging es wieder die Treppen hoch. Ich schaute in das erstaunte Gesicht der Sekretaerin und des Konsuls. Er schaut mich mit kalten Augen an und fragt mich, was ich hier will. Ich hatte mich ein wenig vorbereitet und sagte was von Erkundigungen vor meiner Reise und so weiter. Erwaehne das Berliner Konsulat von Usbekistan. Macht ihm alles nichts, wie es scheint. Dann hole ich den Ausdruck hervor und zeige ihm, was ich meine. Es gibt ein Abkommen, ein Brief wird nicht benoetigt. Das Starren wandelt sich von einem kalten Starren in ein feindseliges um. Die Sekretaerin schaut erstaunt, bilde ich mir jedenfalls ein. Der Konsul starrt auf die Papiere und fragt mich dann sehr ruhig: “Sie stimmen also mit meiner Entscheidung von gestern nicht ueberein?” Ich antworte: “Natuerlich, aber ich bin verwirrt wegen der unterschiedlichen Informationen und will nur eine Klaerung der Lage herbeifuehren.” Der Blick bleibt feindselig. Dann ignoriert mich der Mann. Wendet sich anderen Dingen zu. Faselt was davon, das Ganze nach Usbekistan zu schicken. Dann schliesslich davon, dass ich das Visum naechste Woche abholen kann. Ich kann es kaum glauben. Ich will mich nicht zu frueh freuen, umarme aber die japanische Touristin vor dem Tor, die ich schon gestern dort gesehen hatte. Musste einfach sein, auch wenn das im Iran nciht ueblich sein mag.
Vieles kann noch schief gehen. Der Typ vom Reisebuero muss noch dazu gebracht werden, alles anzuhalten. Der Konsul kann alles unmoeglich machen, indem er mir das Visum ueberhaupt nicht gibt oder aber ein zu kurzes. Wir werden sehen, was passiert. Ich kann immer noch seinen Kommentar von gestern als Erwiderung auf meinen Einwurf, dass doch Deutsche hier schon Visas ohne Einladungsschreiben bekommen haben, hoeren: “Nicht in den letzten vier Jahren.” Weiss nicht, ob das stimmt, aber wenn ja, will ich der erste in vier Jahren sein.
Ich will nur noch weg aus Teheran, das Ganze erst mal hinter mir lassen. Ein Juwelier laesst mich seine Internetverbindung nutzen und einige Anrufe erledigen und gibt mir eine detaillierte Route mit verschiedenen Taxis zum Busterminal. Irgendwie schaffe ich es auch mit einem Motorradtaxi dorthin. Der Fahrer meint, ich sei zu duenn, ich solle mich an ihm festhalten. Ich will ihm nicht sagen, dass seine Buddha-aehnlichen Ausmasse vielleicht in die andere Richtung gehen und dass ein Mittelmass vielleicht nicht schlecht sei.
Einige haben sich bei mir nach meiner Gesundheit erkundigt, weil ich zu duenn aussehe. Mir geht es sehr gut, auch wenn ich einiges an Gewicht verloren habe. Ich fahre relativ unproblematisch lange Strecken und bin mir sicher, dass einige Tage und Wochen zu hause und in Miami das Gewicht wieder in die Hoehe treiben werden. Ich esse ziemlich viel und mache mir eigentlich keine Gedanken.
Ich schlafe und schreibe im Bus etwas, ein anderer Passagier meint, dass ich Radfahrer sein muesste (Du bist so duenn). Dann treffe ich auf Nasser in Esfahan. Er ist der Freund von Mehdi, Mehdis Tocher ist mit der Tochter meiner Cousine in einer Krabbelgruppe. Wir suchen und finden ein kleines Hotel und dann zeigt mir Nasser noch kurz die Stadt … werde sie morgen ausfuehrlicher begutachten.
July 8, 2008 No Comments
Tag 105 (Iran): Ruhetag in Teheran III (Mr. Markus, Sie haben ein Problem - das Glueck ist mir nicht laenger hold)
Also zurueck zum usbekischen Konsulat. Als ich ankomme sehe ich Andrew (den Australier) und die anderen beiden Radler vom Vortag. Einer davon ist ein bekannter japanischer Fahrradfahrer, der schon seit 10 Jahren unterwegs ist. Er will noch 2 Jahre weitermachen und dann soll es zurueck nach Japan gehen. Er ist in Gesellschaft von Bastien, der in die Mongolei will und dann weiter nach Suedamerika.
Es ist ein Geduldspiel. Das Konsulat ist nicht so richtig durchgeplant - die Leute drinnen wissen nicht, wer an der Reihe ist und die Tourbueros spielen mit den Leuten Katz und Maus. Wenn einer von ihnen drinnen ist, werden ihm alle Paesse von den anderen Tourbueros gereicht, was dazu fuehrt, dass man ewig vor der Tuer steht. Dieses Mal heisst der Typ Khalil und bekommt nach den ersten 20 Paessen noch mal 20 Paesse ausgehaendigt. Er ist zwei Stunden oben. Von uns kann in der Zeit keiner rein. Irgendwann bin ich dran und denke, dass es reibungslos laufen sollte. Ich habe alle Dokumente mehrfach in Kopie dabei. Auch den Brief von der deutschen Botschaft. Einfach darauf klicken - dann kann man den Brief in guter Aufloesung lesen. Aber macht der einen Unterschied? Offensichtlich schon … warum kann mir wohl niemand erklaeren. Aber die Frage zu stellen ist wahrscheinlich schon zu viel. Also, es sollte ohne Probleme laufen.
Mann, lag ich daneben. Mr. Markus, Sie haben ein Problem. Mir wird klargemacht, dass ich ueber ein Reisebuero gehen muss. Das ist fuer mich neu. Ich hatte mich ja vor der Abreise erkundigt und davon war nie die Rede. Ich brauche eine Einladung und nicht nur ein Empfehlungsschreiben. Es wird nicht lange diskutiert. Deutschland und Usbekistan haetten ein Abkommen nicht abgeschlossen und daher sei es gar nicht anders moeglich. Soll so sein. Viele andere Laender haetten dieses Abkommen, Deutschland nicht. Verdammt … das haelt mich wieder auf. Das Glueck ist nicht mehr mit mir. Dann gibt mir der Konsul eine Visitenkarte eines Reisebueros (warum hat er die da und kritzelt eine Handynummer auswendig drauf?), das mir helfen koenne.
Ich mache mich auf den Weg Isabelle zu treffen. Das Fahrrad kommt an seinen Platz, waehrend ich in Teheran bin und im Iran mit dem Bus herumreise. Ausserdem will ich Ali und Ghazal nicht laenger auf die Nerven gehen. Eigentlich sollte alles glatt gehen und nun das …
Isabelle’s Taxifahrer konnte ich nicht folgen, einmal war er zu schnell und dann habe ich ihn wieder ueberholt … aber ich treffe Ali, der einfach das Rad in seinen Kofferraum packt und mich hinfaehrt. Waere eine lange Sucherei geworden. Vielen, vielen Dank …. Isabelle versucht erst mal Ruhe in die Sache zu bringen - sie macht Abendessen waehrend ich mich auf den Weg ins Reisebuero mache. Dort treffe ich den schleimigsten und unsympathischsten Typen, dem ich seit langem begegnet bin. Seine Verbrennungen helfen dabei nicht (das ist unfair, das weiss ich). Aber ich bekomme immer mehr und mehr das Gefuehl, dass hier was nicht stimmt. Ich bin mir sicher, dass dieser Mensch hier (spricht nur farsi und russisch und mault mich staendig an) mit dem Konsul unter einer Decke steckt. Das Einladungsschreiben kostet $180, das Visa soll in einer Woche bereit sein. Dazu kommen noch die Visagebuehren von $75. Tragbar, aber das Visum ist nur fuer 15 Tage gueltig. Das reicht hinten und vorne nicht und ich will nicht schon wieder wie der Henker in eine Hauptstadt fahren, um mein Visum zu verlaengern. Ein Mal reicht. Vor ihm liegen viele Briefe und das bedeutet viel Geld und ich bin mir sicher, dass einiges davon wieder im Norden Teherans landet. Ich will die Situation nicht hinnehmen, weiss aber nicht wie ich das schaffen kann. Also zurueck zu Isabelle. Eigentlich wollte ich mich ruhig und entspannt hinlegen und die Beine und die Seele baumeln lassen, alles buerokratische hinter mir lassen.
Also, auf ins Netz und siehe da - auf der Webseite des usbekischen Aussenministeriums steht ziemlich eindeutig, dass ich kein solches Schreiben brauche. Also morgen wieder hin und dem Konsul klarmachen, dass ich verwirrt bin und freundlich darauf hinwirken, dass ich ein solches Schreiben nicht brauche. Den Ausdruck davon bringe ich gleich mit.
Den Rest des Tages verbringe ich im Pool von Isabelle und Andreas, esse leckeren Nudelsalat und spreche mit Isabelle ueber alles Moegliche. Ich bin wegen der Visumsangelegenheit ziemlich nervoes, weil alles Moegliche schief gehen kann. Abwarten. Ich fahre zurueck zu Ali und Ghazal, wo wir unser Gespraech vom Vorabend fortfuehren (Religion und Gesellschaft). Ich bin sehr dankbar fuer die Offenheit - etwas, was mir sehr viele Einblicke verschafft. Dafuer vielen, vielen Dank!!!
July 7, 2008 No Comments
Tag 104 (Iran): Ruhetag in Teheran II (was auch immer das sein mag - bin ein wenig muede)
Es ist Sonntag, zurueck an die Arbeit. Der Plan wird von einer Oesterreicherin uebernommen, die schon alles hinter sich hat, deren Schicksal aber eine Warnung ist. Mit allen Visen ausgestattet geht es fuer sie aus Teheran raus und dann knallt es. Sie landet im Krankenhaus und muss ihre Tour abblasen, sie ist zu stark verletzt und kann nicht weiter fahren.
Der Plan basiert darauf, dass Oesterreicher und Deutsche gleich behandelt werden. Das sollte so sein, wir werden sehen, wie es in der Realitaet aussieht. Ich brauche einen Brief von der deutschen Botschaft. Darin muss stehen, dass ich Deutscher bin. Warum ich den brauche, kann ich nicht wirklich sagen. Naja, kann ich schon. Das usbekische Konsulat will ihn haben. Der Pass sollte reichen, um klarzustellen, dass ich Deutscher bin, tut er aber fuer das usbekische Konsulat nicht. Daher erst mal zur deutschen Botschaft. Die sind hilfsbereit, ich komme gleich dran (deutscher Ausweis hilft, der Reisepass ist noch irgendwo in Teheran unterwegs): “Solch ein Brief ist sinnlos, ich gebe Ihnen den gerne, aber das ist purer Bloedsinn.” Ich stimme zu - hoere, dass er ueber 20 EUR kosten soll und will es ohne versuchen.
Dann geht es zum usbekischen Konsulat (am anderen Ende der Stadt, ziemlich genau dort, wo ich heute morgen los bin) und es ist zu. Ein Australier ist ziemlich genervt von der ganzen Sache, sagt mir aber, dass ich den Brief wohl unbedingt brauche. Also zurueck zur deutschen Botschaft. Morgen ist auch noch ein Tag fuer die Usbeken. Der Brief ist fuer heute wohl wichtiger.
Es gibt lange Schlangen vor der deutschen Botschaft. Das ist gut, die Botschaft wird also noch offen sein oder wieder aufmachen. Hatte schon Angst, dass ich heute nichts mehr erreichen kann. Die Botschaft oeffnet 20 Minuten zu spaet, die Iraner davor witzeln, dass sich die Deutschen schon zu sehr an das iranische Zeitgefuehl angepasst haetten. Ich zahle meine 25 EUR (viel zu viel fuer dieses … Papier, die Franzosen bekommen es umsonst, die Oesterreicher muessen gleich mal 45 EUR abdruecken) und halte den Schrieb in den Haenden. Dann mache ich mich auf den Weg zum Basar, wo ich einen Schraubenhaendler finde, der die Schrauben hat, die ich brauche. Von Geld will er nichts wissen, als er erfaehrt, wo ich herkomme und wo ich hinfahren will. Das Gespraech laeuft auf Farsi und mit Zeichnungen ab und ist ziemlich lustig.
Einfach so versuche ich Frau Lotfi zu erreichen. Sie meint, dass ich eine 35-taegige Verlaengerung bekommen habe. Das ist super. Ich habe keine Ahnung, wie sie das geschafft hat, aber das ist eine grosse Sorge weniger fuer mich. Ich muss nicht nach Isfahan und wieder zurueck, sondern kann alles ein wenig ruhiger angehen. Alles wird gut …
Ich treffe mich wieder mit Ali nach einer herzlichen Verabschiedung von Frau Lotfi und werde dort von Salumeh hingebracht (Kollegin von Frau Lotfi mit dem gleichen Weg, es entspinnt sich eine sehr interessante Unterhaltung). Ich hatte versprochen, was zu kochen und kann nur hoffen, dass es geschmeckt hat. Noch mehr Gespraeche ueber Religion und vieles mehr beenden dann den Tag.
July 6, 2008 No Comments
Tag 103 (Iran): Ruhetag in Tehran (was das auch immer heißen mag)
Es ging darum mein Visum zu erneuern. Ich wollte es zumindest versuchen. Nach einer guten Mütze Schlaf ging ich mit Ali los, er setzte mich in der Nähe der Arbeitsstelle von Andreas ab. Frau Lotfi ist nocht nicht da, ich werde aber von Ihrer Kollegin mit Tee und Zeitungen (iranischen Zeitungen auf englisch) versorgt. Die entbehren - trotz der ernsten Nachrichten - nicht einer ungewollten Komik. Alles, was auch nur irgendjemand positiv über den Iran sagt, wird groß aufgemacht. Alles, was in irgendeiner Art und Weise negativ über die USA und Israel zu berichten ist, wir ebenso groß berichtet. Ist wie gesagt irgendwie lustig zu lesen.
Frau Lotfi kommt ins Büro und schon ohne viel mit ihr zu sprechen, kann ich irgendwie spüren, dass sie eine der nettesten und zuvorkommendsten Personen ist, die ich jemals getroffen habe. Sie ist sehr sicher, dass mein Problem morgen oder übermorgen keines mehr sein wird. Der Fahrer wird auch gleich mit meinem Pass losgeschickt. Nachdem ich erklärt habe, wie ich Andreas und Isabelle kennengelernt habe und was ich so tue auf meiner Radtour mache ich mich auf den Weg in die Stadt.
Es ist Samstag, die deutsche Botschaft ist zu und so kann ich nichts weiter organisieren. Ich treibe mich in der Stadt umher, bin ziemlich erstaunt, dass man so ziemlich alles bekommen kann, was man so will trotz der schon länger bestehenden Sanktionen. Das hat natürlich seinen Preis, aber man kann so ziemlich alles bekommen.
Nachdem ich ziemlich lange in einem Internetcafe zugebracht habe (der Besitzer und ich kommen gleich gut klar, er macht den Weg ins Internet frei - im wahrsten Sinne des Wortes, ich komme um die Firewall rum und kann Bilder hochladen; es geht insgesamt viel mit Fluestern und konspirativ zu), treffe ich Ali wieder und essen ein spaetes Mittagessen. Es ist 17 Uhr, immer noch Mittagsessenzeit fuer ihn. Ich versuche wieder Gewicht zuzulegen, mal sehen, ob das klappt.
Wir essen mit einem Verwandten von Ghazal zu Abend, der fuer eine grosse deutsche Softwarefirma Alleinvertretung macht. Nicht so ganz einfach mit den Sanktionen hier, aber es geht wohl irgendwie. Die Unterhaltung ist sehr spannend, vor allem weil er schon seit ueber 20 Jahren in Deutschland gewohnt hat (er ist selbst aus dem Iran, hat aber die deutsche Staatsangehoerigkeit).
Das Essen ist einfach klasse. Ich frage mich daher immer wieder, warum das Essen in den Restaurants immer nur aus Kebabs besteht, wenn man zu hause so leckeres Essen gekocht bekommt. Werde das wohl nie rausfinden …
July 5, 2008 No Comments
Tag 102 (Iran): Karaj - Teheran (endlich da!)
Tagesstrecke: 58km
Gesamtstrecke: 7048km
Fahrzeit: 4h
kurze Bemerkung: Mir geht es gut - es gibt keine Probleme. Einige haben sich Sorgen gemacht wegen der verspaeteten Meldungen hier. Ich habe im Iran Probleme Bilder auf flickr hochzuladen.
Der Tag fing mit einer kleinen Auseinandersetzung mit dem Hotelbesitzer an, der mir mehr als das Doppelte fuer mich verlangte als fuer die anderen Gaeste. Das fuehrte natuerlich zu nichts, aber das Fahren ging danach ums so besser. Ich sollte heute in Teheran ankommen, Ali und Ghazal, zwei couchsurfing Leute erwarteten mich schon. Es waren nur 40km, daher sollte es kein Problem sein und es war auch keines. Der Wind blies mich foermlich in die Stadt - der gleiche, der mir das Leben in den letzten Tagen schwer gemacht hat. Auf dem Weg sah ich viele Rennradfahrer. Alles in Shorts, Fahrradhosen. Keiner mit etwas langem. Ich werde wohl auch in Shorts fahren, wenn das Wetter so heiss bleibt. Die lange Hose halte ich dann griffbereit - das sollte ohne Probleme gehen.
Auf dem Weg werde ich von einem Autofahrer angehalten. Ich will nur in die Stadt und nicht aufgehalten werden. Mit einem grossen Grinsen meint er es sei Freitag und daher wolle er mir ein Brot geben. Sehr lecker und kam genau richtig.
Der Verkehr wurde dichter, aber es hielt sich aufgrund des Freitags in Grenzen, nur in der Stadt selbst ist es immer chaotisch. Eigentlich wollte ich das Bild hier mit Willkommen in Teheran ueberschreiben.
aber das ist wohl passender.
Die Taxifahrer helfen mir mich zu orientieren, sind superfreundlich und stehen wie eine Wand hinter mir, als ein paar Idioten an meinem Fahrrad rumziehen. Die werden von der versammelten Taxifahrergemeinde aber schnell verscheucht.
Ich kann hier auch Ali anrufen, der mich erwartet. Es sollte eine Stunde gehen, bis dort bin. Es werden zwei. Die Taxifahrer meinen es sind 10km, es sind aber 25km. Ausserdem geht es den Berg hoch und es sind Strassen um die Uni abgesperrt. Ich tanke erst mal ein wenig Bananenmilch und mache mich auf den Weg. Immer bergauf, die beiden wohnen im Nordteil der Stadt
Es gibt dann nach der Ankunft eine sehr herzliche Begruessung und ein sehr leckeres Essen. Die Gespraeche sind super und werden im Laufe der naechsten Tage nur besser. Hier werde ich nun die Visen fuer Turkmenistan und Usbekistan beantragen, meine Verlaengerung versuchen zu bekommen und so weiter. Insh’Allah …
July 4, 2008 No Comments
Tag 101 (Iran): Qazvin - Karaj
Tagesstrecke: 108km
Gesamtstrecke: 6988km
Fahrzeit: 6h
Ich kann es kurz machen: es war ein Kampf heute, jeder km hart gewonnen. Der Wind kam hart von vorne, die Landschaft haette schoen sein koennen, aber wegen dem Dunst habe ich nicht viel davon gesehen, es war heiss und viel Verkehr. Ausserdem hatte ich keine Lust zum Fahren.
Ausserdem nervten die Hotelleute weiter. Gestern noch gross versprochen, dass sie sich um die Polizeiadresse kuemmern, passierte gar nichts. Ein Pseudeanruf und aufgelegt, das wars. Der Typ war so non-chalant, dass es schon beeindruckend war. Alles waere bereit meinte er gestern abend noch, heute nur ein daemliches Grinsen und ein ich-verstehe-kein-Englisch-mehr Gesicht. So was nervt.
Auf der Poliei war es interessant - das Visum bekam ich nicht. Der erste meint, ich sollte morgen wieder kommen. Dann ist Freitag meinte ich … Wochenende. Ach ja, da war was. Dann meint der andere, es koenne drei Tage dauern. Nichts wie weg hier.
Ich fuhr viel mehr, als ich wollte. Bis nach Karaj, ca. 40km vor Teheran. Ich wurde reingesaugt, campen war nicht mehr moeglich. Die Stadt ist viel groesser als ich dachte und die Hotelbesitzer sind uebel. Nehmen einen Auslaender nicht auf oder sind sauteuer fuer Bruchbuden. Ich bin aber einfach nur muede und will morgen nach Teheran … und das sage ich mit einem Grinsen auf dem Gesicht.
Auf dem Weg dorthin treffe ich a) einen Stalker, der mir viel zu nahe kommt, b) werde von einem Auto mehrere km verfolgt, das langsam hinter mir her faehrt und den ganzen Verkehr aufhaelt und c) treffe einen, der mir sehr hilft aber ein Hakenkreuz und Hitler auf seinem Handy hat. Findet er auch gut, redet von Ariern (hier soll eine Verbindung zwischen Iranern und Deutschen bestehen, erzaehlen viele mit sehr viel Stolz.
Und hier ist noch mehr lustiges … was die 40% andere Zutaten sind will ich lieber nicht wissen …
July 3, 2008 No Comments