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Tag 262 (China / Deutschland): Peking - Frankfurt (ein Fahrrad weniger in Peking und man braucht fuer die Strecke keine 10 Monate, 10 Stunden reichen auch)
Erstmal tut es mir leid, dass ich den Blog nicht aktuell gehalten habe. Einige vermuten mich ja noch in China, dem ist aber nicht so. Bin schon seit ein paar Tagen in Deutschland. Aber fuer die Verspaetung gibt es ja einen guten Grund. Meine Mutte meinte, dass ich erst eine Woche spaeter eintreffen wuerde und die Ueberraschung waere wohl nicht gelungen, wenn ich das hier veroeffentlich haette. Ein andere Grund mag sein, dass ich mit dem Einstellen dieses Tages einen weiteren Teil der Reise abschliessen wuerde. Und das wollte ich wohl nicht wirklich. Ist zwar nicht so, dass alles rum ist, aber …
Als ich so am Morgen in Peking die Augen aufmachte wusste ich irgendwie gleich, dass es das war. Ich wuerde heute nach Deutschland zurueck fliegen. Die Tour wuerde zu Ende gehen. Das ist zwar schon vorher so gewesen auf gewisse Art und Weise, aber das ist schon ein grosser Schritt. Und dann geht an solchen Tagen ja vieles automatisch. Man packt den Rest der Sachen, man laesst Dinge zurueck, die man nicht mehr braucht, dann geht’s zum Taxi, auf ins Flugzeug. Man wird foermlich von anderen Kraeften weitergeschoben und man hat keine Kontrolle mehr ueber das, was man so tagtaeglich so macht. Das ist wohl eine der groessten Veraenderungen, die jetzt anstehen. Waehrend der Tour konnte ich so ziemlich tun und lassen, was ich will, hatte fast alle Freiheiten dahin zu fahren, wo ich wollte usw. Das geht nun nicht mehr.
Aber das hier waere nicht China, wenn es nicht wenigstens einige Komplikationen gegeben haette. Das sind die Dinge, die ich zurueckgelassen habe.
Matthias hatte ein Auto organisiert und als ich das Auto dann sah, war ich ein wenig schockiert. Das lag nicht an Matze, die hatten einfach ein falsches Auto geschickt. “Klar, wir kriegen das alles hier rein.” Der hatte aber die Kiste nicht gesehen und nach einiger Diskussion kam dann auch der Minivan, der eigentlich haette kommen sollen (ja, wir haben mehr bezahlt, keine Sorge) und dann ging es auch schon los. Nicht, ohne mich von Matze noch verabschiedet zu haben, der von der Uni zur Verabschiedung mit dem Taxi angerast kam. Ich war froh, nicht alleine im Taxi zu sitzen und auch die Sicherheit zu haben, dass ich das Rad im Falle eines Falles nicht zuruecklassen muesste. Vielen Dank, G.!!!
Auf der Fahrt zum Flughafen wurde ich mir wieder bewusst, dass die Reise zu Ende gehen wuerde. Es ist schwer zu sagen, was mir so durch den Kopf ging, aber es waren keine unbeschwerten Gedanken. Am Flughafen ging dann wieder alles darum, die Kiste auf den Flieger zu bekommen. Ich hatte mich so gut wie moeglich vorbereitet. Ich hatte ja schon sechs verschiedene Antworten von Air China erhalten, angefangen von “Kein Problem” bis hin zu “1kg Uebergewicht ueber 20kg kostet 40EUR” und “Fahrraeder nehmen wir nicht mit”. Ich hatte dann dem deutschen Buero geschrieben, die meinten, dass Kulanz bis 30kg bestehe und auch Fahrraeder kein Problem seien. Das hatte ich als Ausdruck dabei. Ich kam dran, wurde nach dem Gepaeck gefragt und dann meinte der nur mit offenen Augen: “Ist da ein Fernseher drin?” “Nein, aber ein Fahrrad.” Schnelle Antwort von ihm: “Kein Problem, legen Sie es auf die Waage.” Es war unter 30kg und dann ging alles recht fix. Wir brachten die Kiste noch zur Verpackstation, versorgten es mit reichlich Gewebeband und dann mit Plastikstreifen und dann ging es zum Uebergepaeckschalter und weg war die Kiste. War recht einfach.
Und dann wartet man … so z.B. (und ja, das ist ein Becher von Starbucks, die sehr leckere heisse Schokolade machen).
Dann ging es ans Verabschieden und zur Bahn, die einen zum Terminal bringt. Das war absolut merkwuerdig. Nach der Sicherheitskontrolle und Ausreiseformalitaeten (man kann die bewerten, die Dame bekam volle Punktzahl), hoerte man eine Coverversion von Scarborough Fare von Simon & Garfunkel. Eher von der melancholischen Sorte. Man sah dort die ueblichen Dinge wie Leute, die wichtig ihre Laptops bedienten und ihre glaenzenden Handys der neuesten Generation bedienten. Ich fuehlte mich ausgerechnet hier ziemlich einsam. Das koennte man in Zentralasien oder den Wuesten von Westchina vielleicht vermuten. Aber hier war das so richtig der Fall. Und als ich so zum Flugzeug ging, tat sich vor mir eine Leere auf, die sich auf dem Flug nur erweiterte.
Und dann sitzt man so da und erinnert sich an die letzten 10 Monate. Aber darum geht es nicht. Man denkt aber auch daran, dass man innerhalb von 10 Stunden die gleiche Strecke zuruecklegt wie in den vergangenen 10 Monaten und dass das ziemich merkwuerdig ist. Aber man erlebt eben auch nicht das, was so alles passiert ist, wenn man die Strecke im Flugzeug zuruecklegt. Und ich wuerde das ueberhaupt nicht eintauschen wollen. Auf keinen Fall.
Schnell weiter zur Rollbahn in Frankfurt. Wir rollen zum Flugsteig. Wehmut rollte in grossen Wellen auf mich zu, aber irgendwie beschliesse ich dann, dass die naechsten Wochen in Deutschland und dann in Miami ebenfalls sehr spannend werden und dass ich keine Lust habe in ein grosses Loch reinzufallen. Und dass ich mich schon gar nicht beschweren darf. Ich warte ziemlich lange auf meine Kiste, die ein wenig zerdeppert ankommt und gehe raus. Naja, wollte ich. Aber der Zoellner will halt seine Arbeit erledigen und ich bin das ausersehnte Objekt. Haben Sie was anzumelden? Nein, nichts, nur meine Ausruestung von einer Fahrradtour hier drin. Sicher? Ja, ich bin von Deutschland nach China geradelt und habe nichts dabei. Bitte die Kiste nicht aufmachen lassen. Wie bitte? Nach China mit dem Rad? Ja, genau. Also, das Rad ist nicht neu? Nein, aber das kommt auf ihre Definition von neu an. Wir grinsten beide und dann war ich raus. Stephan haette mich dann vielleicht retten koennen in seiner neuen Rolle als Richter. Ein Scherz. Aber ich war schon sehr froh, dass er so freundlich war, mich vom Flughafen abzuholen.
Das war auch das Beste was mir haette passieren koennen. Ich war nicht alleine und es bestand kein Grund irgendwie nicht gut drauf zu sein. Stephan und Sandra machten das sehr leicht fuer mich und sind einfach toll. Der Taxifahrer war zufaellig Iraner und war ziemlich bestuerzt, als ich Stephan auf der Fahrt die Geschichte mit dem gestohlenen Geld erzaehlte.
Wir bauten das Rad dann gemeinsam wieder zusammen (Stephan meinte staendig, dass irgendwo noch Schrauben rumliegen), so dass ich am naechsten Tag wieder weiter fahren konnte. Nach vielen Gespraechen ging es dann irgendwie ins Bett. Nur ich konnte nicht so richtig schlafen … erst so gegen 1 Uhr. Es war immer noch sehr merkwuerdig, hier zu sein. Und ein Gefuehl der Unsicherheit, was so in der naechsten Zeit passieren wuerde. Aber wenigstens das war nichts neues.
Gestern habe ich wohl vergessen, den Link zur Sendung auf China Radio International einzufuegen. Hier kann man das Interview anhoeren.
December 10, 2008 No Comments
Tag 261 (China): Peking (Rueckblick im Plan B)
Viel war nicht los. Ich war ziemlich damit beschaeftigt, eine Praesentation ueber die Tour vorzubereiten. Matthias hatte mich gefragt, ob ich das machen koennte und Bilder gab’s ja genug. Vielleicht sogar zu viele. Aber wenn jemand in Peking eine nette Bar sucht, Plan B ist uneingeschraenkt zu empfehlen. Ist sehr nett dort. Ausserdem war ja noch letzter Tag, also waren noch einige Dinge zu erledigen. Das und Bilder raussuchen hat mehr oder minder den ganzen Tag in Anspruch genommen.
Um halb neun ging es dann auch los. Ich wollte es kurz machen, aber es wurde viel laenger als geplant. Konnte die Zahl der Bilder nicht so zusammen stauchen wie ich wollte. Aber es war lustig und das Publikum klasse. Und kaum einer ging. Aber es hat mich auch wieder ein wenig nachdenklich gemacht, als ich so die ganzen Bilder sah. Aber dazu spaeter mal mehr. Hat aber auch einfach viel Spass gemacht.
Im Anschluss wurde ich von China Radio International (deutsch) zu meiner Reise befragt. Die Sendung gibt es hier zum Nachhoeren (mit Firefox 3.0 hatte ich Probleme, Internet Explorer und Chrome stellen aber alles problemlos dar).
Und danke an Matze fuer alles, was er in Peking fuer mich gemacht hat.
December 9, 2008 No Comments
Tag 260 (China): Peking (verbotene Stadt und irgendwie muss mein Leben in diese Kiste rein)
Es ging in die verbotene Stadt rein … wie viele andere Leute halt auch. Das muss man wohl irgendwie mitnehmen. Muss man? Naja, die Grosse Mauer habe ich wirklich sein lassen. Die muss man ja besuchen, aber warum muss man das eigentlich machen? Ich habe das jedenfalls fuer mich gestrichen. Ich wollte einfach nicht die ganze Zeit herumrennen und daher habe ich beschlossen nicht alles und jeden Ort mitzunehmen. Aber zur verbotenen Stadt wollte ich hin, das war auch nicht weit. Und daneben liegt der Platz des himmlischen Friedens und aus offensichtlichen Gruenden wollte ich den sehen, vor allem wegen der Ereignisse von vor 20 Jahren. Ich wollte das einfach nur mal sehen. Gross war er und irgendwie beeindruckend aber auch beklemmend. Und hier das Bild, das man wohl unbedingt machen muss, wenn man auf dem Platz steht.
Und hier ohne mich …
Die Anzahl der Polizisten ist ziemlich beeindruckend - diese hier boten sich halt fuer Photos an. Aber es waren viele andere vor Ort und wohl auch viele in Zivil.
Hier traf ich auch auf Jaakko, einen Finnen, der hier nach einem Arbeitsbesuch noch ein wenig Tourist sein wollte. Wir gingen gemeinsam durch die verbotene Stadt. Die ist nun wirklich gross - von aussen hatte ich sie ja schon gestern vom Huegel sehen koennen. Aber innen ist sie ebenfalls sehr beeindruckend. Und das alles fuer eine einzige Person …
Und auf die wenigen Huegel, die es darin gibt darf man auch nicht rauf klettern.
Am Abend ging es daran die Kiste zu packen. Ich wollte das nur als Probelauf machen, aber schlussendlich beschlosse ich dann, alles so zu lassen, wie ich es hineinbekommen hatte. Ich dachte mehrmals, dass ich eine noch groessere Kiste braeuchte, aber irgendwie passte dann doch alles. Und ich landete genau bei 30kg, soviel wie ich mitnehmen durfte. Aber Platz war keiner mehr da drin. Ist auch besser so, dann kann nicht viel herumrutschen.
Ein weiterer Schritt, die Tour zu Ende zu bringen. Nicht ganz unwichtig … und auch mit Wehmut.
December 8, 2008 No Comments
Tag 259 (China): Peking (Kunstgallerien …)
Also, heute war Kunsttag. Dachte ich mir jedenfalls … also auf zu einer Gegend, die sich 798 nennt und eine ehemalige Fabrik ist. Davon funktionieren immer noch Teile und hier und da tritt Dampf aus. Endzeitfilme und so weiter.
Ich machte nicht viele Bilder, aber hier sind mal einige.
Es gibt dort auch einige Katzen, von denen ich hier in China recht wenige gesehen habe (und das liegt nicht an Tier und Topf und so weiter).
Und hier ist mein Lieblingsstueck:
December 7, 2008 No Comments
Tag 258 (China): Peking (weiter Touridasein und Blaubeerchips)
Weiteres Touridasein im Zentrum Pekings … inklusive dieser Tiere. Und nein, ich habe keine davon gegessen.
Dies alles war im Zentrum der Stadt, die so aussieht wie viele andere auch. Es gibt viele glitzernde Schaufenster mit den bekannten Marken und viele Fastfood-Restaurants, die man sich auch andernorts gut vorstellen kann.
Ich schaute mir dann die Verbotene Stadt von oben an. Der Park unweit der Verbotenen Stadt ist eine Nichtraucherzone. Jedenfalls ein Teil davon.
Hier sieht man den Blick vom Huegel selbst. Das Bild ist ein Rundumblick - inlusive der Verbotenen Stadt selbst.
Und irgendwie sind die Schilder schon interessant. Hier erfaehrt man, dass nur drei Produkte hier verkauft werden.
Am Abend hatte ich noch ein Interview mit Veronika zum Thema Kreativiaet. Den Link stelle ich hier ein, wenn ich ihn bekomme.
Und dann das da … Blaubeerchips. Was ist nur los hier?
December 6, 2008 No Comments
Tag 257 (China): Peking (Sommerpalast, Eis und Du)
Zu Anfang erst einmal ein dickes
DANKESCHOEN!!!
Nachdem ich meine Ankunft am Gelben Meer ins Netz gestellt hatte hat sich eine Flut von Leuten bei mir gemeldet. Menschen, die ich kenne und die ich nicht kenne. Leute, bei denen ich mir sicher war, dass sie die Tour verfolgten, andere, bei denen ich davon keine Ahnung hatte oder mir sicher war, dass sie die Tour nicht verfolgen wuerden. Die grosse Anzahl der Zuschriften und Nachrichten hat mich sehr geruehrt.
Eine Leserin hat mit virtuellem Klopapier die Ziellinie markiert, jemand anders haette mich gerne am Gelben Meer in den Arm genommen, andere wollen sich nicht an den Gedanken gewoehnen, dass bald keine regelmaessigen Nachrichten (alle Seifenopern gehen mal zu Ende … wobei, ich koennte ja nach Hong Kong fahren) oder Bilder in die Mailbox flattern (ich arbeite daran, dass es keinen komplett-Entzug wird). Ein Leser hat mir gesagt, dass er mit seinem Freund 2010 nun von Gibraltar nach St. Petersburg fahren will (hoert sich sehr schoen an, darf ich mit?, andere haben mich gezwickt (und ich finde es immer noch schwer zu glauben, dass ich den Kontinent durchquert habe) und es warten schon mal Brezeln und Nutella bei der Ankunft. Viele haben gratuliert und viele haben sich und mich gefragt, ob es nicht schwer wird in die normale Routine reinzukommen (aua, naechste Frage).
Ebensoviele haben sich auch gewundert, ob und wie sich mein Leben veraendern wird. Ich weiss es schlicht und ergreifend nicht. Das wird sich wohl irgendwie ergeben mit der Zeit, aber vielleicht ist das ja auch eine Antwort: “Wuerdest Du die Reise noch mal machen?” “Klar, immer wieder.”
Ich bin heute wieder raus und habe den Sommerpalast besucht. Der ist wirklich klasse, selbst im Winter. Und ja, das ist Eis.
Danach leckeres Essen und Fahrradkisteauftreiben. Das war kein Problem. Fuer Matthias. Ich bin zwei Tage vorher in dem Laden gnadenlos gescheitert. Uebrigens, ich meine viel Essen. Ich frage mich selbst, wo ich das ganze Zeug hinstecke, aber ich esse gerade Unmengen. Naja, ist vielleicht nicht schlecht so.
December 5, 2008 No Comments
Day 256 (China): Peking (grosse Tempel, lange U-Bahnfahrten)
Ich hatte ja gestern was vom blauen Himmel erzaehlt. Den gibt es tatsaechlich. Im Winter bedeutet das dann meist ja auch niedrige Temperaturen. Und wenn dann dieser Wind noch dazu kommt. Aua … bitterkalt ist es hier gerade. Und ich dachte, ich sei abgehaertet. Aber zwei Tage in einem Apartment in Peking, komfortabel und so weiter … ich bin wohl doch irgendwie verweichlicht.
Aber, irgendwie ist es ja nie zu kalt um raus zu gehen - und der blaue Himmel bedeutet auch gute Fotos. Also, ab zum Himmelstempel. Das Touridasein habe ich ja im Allgemeinen eher nicht mitgemacht. Nach laengerer U-Bahnfahrt quer durch die Stadt war ich dann auch endlich da.
Kalt. Aber sehr, sehr schoen … schaut selbst. Aber Achtung: es sind viele Bilder.
Hier ist der eigentliche Tempel:
Auch kleine Dinge gibt es zu entdecken.
Und dann wieder lange, grosse Verbindungenswege …
Und noch mehr Tempel …
Und dann war da ich, ziemlich verforen. Und freute mich auf eine heisse Schokolade, die sich irgendwo in Peking wuerde auftreiben lassen. Dieser riesigen Stadt, wo ueberall Gewusel ist. Die Einsamkeit von vor ein paar Tagen und Wochen …
Da einige nach einem Bild gefragt haben …
December 4, 2008 No Comments
Tage 254 und 255 (China): Dunst in und von Peking
Wieder mal zwei Tage in einem Aufwasch, es war nicht viel los. Ich war immer noch ein wenig vernebelt und fing gerade mal an zu verstehen, wie gross diese Stadt ist und dass ich ueberhaupt in Peking war. Und der Smog hing ziemlich dick ueber der Stadt und wie auch der Schleier, der sich ueber mich gelegt hatte, wollte auch der Smog nicht so schnell verschwinden.
Ich uebernachte bei Matthias K. und Matthias. B. Matthias K. ist derzeit in Japan und hat mir freundlicherweise sein Zimmer zur Verfuegung gestellt. Dafuer bin ich unendlich dankbar, erspart es mir doch die Zeit in einem wohl ziemlich sterilen Hotelzimmer zu verbringen. Es ist hier gemuetlich und das ist auch gut so. Mit Matthias B. (auch wir haben gemeinsame Bekannte, die diesen Blog lesen - die Welt ist klein) habe ich dann auch gleich mal die Uni angeschaut, die beide Matthiase besuchen. Und dann hing ich einfach nur rum und ruhte mich aus. Ist auch noetig. Und fing auch an leckeres Essen zu mir zu nehmen, davon gibt es hier reichlich.
Von Bedeutung war vielleicht der Blick aus dem Fenster an Tag 255, als der Wind den Smog foermlich vom Himmel blies. Ich sass so da und schaute raus und von Westen raste der blaue Himmel heran, was die Stadt doch um einiges attraktiver macht.
Matthias K. hinterliess mir auch ein Exemplar seines Buches - und da bald Weihnachten ist, hier ein Tipp fuer ein Weihnachtsgeschenk:
Titel: Ganz Woanders: Vier Jahre in Beijing
Autoren: Matthias Kluckert und Thomas Tang
Es ist ein Buch aus den Augen zweier Studenten, eines deutschen und eines chinesischen und ihre Erfahrungen aus vier Jahren Peking. Der eine aus einem kleinen Dorf einer fernen Provinz, der andere aus Deutschland beschreiben sie auf eine erfrischende Art und Weise ihr Leben waehrend der letzten vier Jahre.Lohnt sich auf jeden Fall …
December 3, 2008 No Comments
Tag 253 (China): mit dem Bus nach Peking (nein, nein, nein, nein …)
Zeit nach hause zu fahren. Das wird eine Weile dauern, aber Ganyu war nicht wirklich mit viel Reiz ausgestattet und so machte ich mich auf den Weg nach Peking. Wo ich landen wuerde wusste ich da noch nicht. Es war mir aber auch egal.
Die Leute vom Hotel wiesen mich in zwei entgegengesetzte Richtungen, einigten sich dann auf Sueden und damit auf die falsche Richtung. Nach einigen km Umweg war ich dann am Busbahnhof und loeste ein Ticket nach … Sueden. Ja, Peking liegt im Norden, aber das war nun mal so. Ich musste nach Lianyungang, wo ich einen Bus nach Peking bekommen wuerde. Anders ging es nicht.
Das Fahrrad machte mal wiederein Problem. Der Bus war klein, aber eigentlich nicht zu klein. Aber der Busfahrer meinte, dass es nicht ginge. Ging dann doch, ich habe es einfach unten reingeschoben. Dann wollte er den doppelten Preis haben. “Bekomme ich eine Quittung dafuer?” und dann zog er von dannen.
In Lianyungang fahren sie dann durch die ganze Stadt zum Busbahnhof. Aber zum falschen und auch nicht am Fernbahnhof vorbei. Die Logik erschliesst sich mir nicht, aber ich fand die richtige schliesslich.
Und das Spiel begann von vorne. “Nein, das Rad kann nicht mit in den Bus.” “Doch, das geht schon”. Eine lange und nervige Debatte folgte. Das Ticket hatte ich schon, es wuerde wohl schon gehen. Aber es nervt, dass man immer so lange diskutieren muss. Und jeder ist bzw. nimmt sich wichtig, obwohl er nichts zu melden hat. Ich liess mein Fahrrad erst mal in der Gepaeckaufbewahrung und spaeter dann zum Bus.
Der Busfahrer schuettelt Kopf und Haende als er das Rad sieht. “Nein, wo kommen wir denn dahin?” Doch, doch das geht schon, meinte ich nur. Und wartete. Dann kamen immer mehr Leute und dann auch mal der Chef von der Busstation. Auf zum Bus. Damit war die Sache wohl klar, es sei denn der Bus war zu klein. Dann um die Ecke und da stand … der ungefaehr groesste Bus, den man sich vorstellen kann. Kein Problem. Rad vorne raus - grosses Staunen. Ja, ich bin aus Deutschland. Oliver Kahn und Michael Ballack noch erwaehnt und aus “Nein, das geht nicht” wurde ein “War mir schon immer klar, dass es gehen wuerde”. “Aber dafuer musst Du extra zahlen, der doppelte Preis”. “Bekomme ich dafuer …” und damit hatte sich das auch erledigt.
Und dann waren wir auf dem Weg nach Peking. Mir ging es miserable. Mein Koerper rebellierte, meinem Magen ging es uebel und ich war die ganze Zeit ueber ziemlich vernebelt. Um 13 Uhr ging’s los, um 2 Uhr nachts waren wir in Peking. Ich wusste nicht, dass wir da waren. Schon wieder so ein kleiner Hinterhof. Als ich dann mitbekam, dass wir dort waren rief ich Matthias an - der sich um alles kuemmerte. Er lotste einen Taxifahrer zu der Wohnung und das war’s. Die Fahrt dorthin war komisch: ich merkte, wie vieles von mir abfiel. Fast so aehnlich wie bei der Ankunft am Gelben Meer. Grosse Leere … genau so wiedie Strassen zu der Zeit. Sehr, sehr wenig Verkehr.
Als wir endlich da waren packte Matthias mich und das Rad in den Aufzug und dann in die Wohnung. Wir quatschten noch kurz und dann ging es um 4 Uhr endlich ins Bett.
Viele Gedanken gingen mir heute nicht durch den Kopf. Ich war, wie gesagt, ziemlich vernebelt. Wird in den naechsten Tagen hoffentlich vergehen.
Es gibt ja dieses Lied von neun Millionen Raedern in Peking. Heute kam ncoh eines dazu. Und leider gibt es auch keine Bilder heute. Aber es kommen bald wieder welche.
December 2, 2008 No Comments
Tag 252 (China): km Markierung 82 auf der G310 - das Gelbe Meer (keine Ahnung, was ich hier schreiben soll)
Tagesstrecke: 61km
Gesamtstrecke: 15,404km
Fahrzeit: 3-4h, aber im Ernst: wen interessiert das?
Das Gelbe Meer. Und ich.
Ich bin da. Am Gelben Meer. Heute. Etwas weniger als 10 Monate hat es gedauert. Damals hatte ich angefangen im Schwarzwald in die Pedale zu treten und nun bin ich am anderen Ende des Kontinents angekommen. Die Idee war ja nicht nach Peking zu radeln, sondern ans Gelbe Meer. Das lag nun vor mir. Als ich mich naeherte, flossen Traenen meine Wangen herunter - eine Sturm der Gefuehle in mir. Und viele Erinnerungen der Reise. Dann roch ich die salzige Luft. Dann lag es vor mir.
Das Ende der Reise in vielerlei Hinsicht, aber wohl nicht wirklich. Sowas dauert und geht wohl nie ganz zu Ende. Ich hatte keine wirkliche Ahnung vor 10 Monaten, wie es vielleicht sein wuerde, wenn ich ankomme und auch heute morgen hatte ich das noch nicht. Ich liess es einfach auf mich zukommen. Und die Gefuehle waren ueberwaeltigend als ich die letzten Meter hinter mich brachte und mich dann am Meer einfach nur hinsetzte. Ich versuche das mal irgendwie in Worte zu fassen:
- Freude: ich hab’s geschafft!, vom Schwarzald bis zum Gelben Meer
- Unglaube: habe ich das wirklich getan?, vom Schwarzwald bis zum Gelben Meer? Zwick mich mal einer!
- Dankbarkeit: dafuer, dass ich gesund und heil angekommen bin; ich weiss, das einige sich Sorgen gemacht haben; ich bin froh, nie einen Unfall gehabt zu haben (auch wenn es mehrfach eng war), niemals ernsthaft verletzt war und nie in persoenlicher Gefahr war
- leichte Anfluege von Wehmut: waehrend ich froh war, hier zu sein ist das nun auch das Ende eines Abschnitts; die fast gaenzlich von Freiheit gepraegten Tage sind nun wohl vorbei … und ich werde sie bitter vermissen
- Einsamkeit: ich war alleine am Meer, keiner, der mich in Empfang genommen haette; irgendwie war das wohl auch gut so - alleine mit sich zu sein in diesem Moment und seinen Gedanken nachhaengen; aber zum ersten Mal in vielen Monaten fuehlte ich mich tatsaechlich alleine
- Erschoepfung: die letzten Wochen waren anstrengend und haben mir ziemlichl viel abverlangt, sowohl koerperlich, aber auch emotional; als ich so da sass, konnte ich die Wellen der Erschoepfung foermlich ueber mich hereinbrechen fuehlen
- und eine ueberwaeltigende und grosse Leere, die sich zu oeffnen begann … das alles hinter mir zu lassen wird nicht einfach, aber die Erinnerungen an diese Reise werden immer bei mir sein
Haben sich die ganzen Strapazen der letzten Wochen und Monate gelohnt? Ich weiss es nicht und will mir dazu gerade nicht so viele Gedanken machen. Vielleicht jetzt nur so viel: ich glaube schon. Waehrend der letzten Tage und Wochen habe ich eine Vielzahl von Nachrichten erhalten, die den Tenor hatten: Danke, dass ich mit auf der Reise dabei sein darf. Das war mehr, als ich erhoffen durfte. Ich selbst habe so viel von dieser Reise mitgenommen, dass ich das nicht in Worte fassen kann. Aber vielleicht kam das in den letzten Monaten ja auch so rueber.
Und vor allem will ich mich bedanken: bei DIR! Genau, Dir. Ohne die Leser des Blogs haette ich das nicht geschafft. Daher: vielen, vielen Dank.
Und nun einige Rohdaten:
Gesamtstrecke auf dem Rad: 15,404km
Strecke mit anderen Mitteln: ca. 1,300km
Hoehenmeter: weit ueber 100km
Reisetage: 252
Platten: 0
Hilfreiche Menschen: zu viele, um sie zu zaehlen
Der Tag begann irgendwie merkwuerdig. Ich fuehlte mich nicht schlecht, ich fuehlte mich nicht gut. Ich war da und ich wusste, dass ich die Kueste erreichen wuerde. Und ich wusste, dass heute die Tour auch zu Ende sein wuerde. Das hier nahm ich als gutes Omen.
Und so machte ich mich auf den Weg und rollte die Strasse lang. Die km Markierungen flogen nicht an mir vorbei, es ging langsam voran. Aber ich wusste, dass ich ankommen wuerde. Ich machte irgendwann Pause:
Und fuhr dann weiter. Ich beschloss nach Norden zu fahren, um so eine groessere Stadt zu umgehen. Und dann fuehlte ich, wie ich ans Meer gezogen wurde. Riechen konnte ich es nicht, dazu stand der Wind falsch. Aber ich wusste, dass ich nahe dran war und irgendwann machte ich mich ab von der grossen Strasse und bog nach Osten. Ich faedelte mich ueber kleine Strassen und machte einfach weiter. Dann kam ich an einen Fluss mit einem Damm und einer Strasse drauf. Entlang dem Fluss musste es zum Meer gehen. Ich wollte endlich ankommen. Und dann auch wieder nicht. Aber eigentlich schon. Und dann sah ich zwei grosse Gebaeude, einen km von einander entfernt. Fluttore. Das musste das Meer sein. Eine Baustelle. Dann konnte ich die Salzluft riechen. Und dann war ich da, setzte mich einfach nur hin.
Ich weiss nicht, wie lange ich so da sass, aber ich machte mich irgendwann auf den Weg nach Ganyu und fuehlte wie die Wellen der Erschoepfung ueber mir zusammen brachen. Hatte ich so noch nie gespuert. Ich ging in die Stadt, machte nicht viel, duschte lange …
Es wird noch eine Reihe von Eintraegen hier geben. Ich fahre nun nach Peking mit dem Bus und dann geht’s erst mal nach Deutschland.
November 30, 2008 3 Comments