Category — Tadschikistan
Tag 171 (Tadschikistan): Veshab - Ayni ($400 Strafe???)
Ich besuchte noch die Schule, bevor es wieder Richtung Ayni ging. Die Grundschule war gerade neu renoviert worden mit Geldern der deutschen Botschaft und der Welthungerhilfe. Die Bilder im Vergleich zu sehen war beeindruckend und zumindest kann jetzt wieder unterrichtet werden. Ich haette gerne mehr Zeit gehabt, aber ein richtiges Gespraech hatte viel laenger gedauert und dafuer haette ich mehrere Tage bleiben muessen.
Wir fuhren dann nach Ayni zurueck - und mir war auf dem Rad viel wohler. Aber es ging auch schneller. Am Nachmittag wollte ich die Webseite auf den neuesten Stand bringen, aber Stromausfaelle und langsames Netz machen das fast unmoeglich.
Dies ist auch der Tag, an dem ich hoere, dass ich evtl. eine Strafe von $400 zahlen muss. Ich habe eine Registrierung nocht nicht gemacht, die ich aber auch wegen der ganzen Feiertage noch nicht machen konnte. Alles war hier in der Gegend geschlossen. Mal sehen, was daraus wird. Wird schon irgendwie werden. Wir haben jedenfalls beschlossen, dass ich mit dem Rad nach Dushanbe fahren soll und es keinen Sinn macht, ein Taxi zu nehmen. Daumen druecken.
September 10, 2008 No Comments
Tag 170 (Tadschikistan): Veshab (viele neue Eindruecke)
Eigentlich haette es heute schon wieder zurueckgehen sollen, aber ich wollte noch einen Tag laenger bleiben, einen besseren Eindruck gewinnen. Und es faellt mir nicht einfach, die vielen Eindruecke zusammen zu fassen. Wo anfangen, wo aufhoeren?
Armut funktioniert hier anders. Man sieht keine total ausgemergelten Koerper, wie sie so oft im Fernsehen zu sehen sind. Es ist eine andere Armut, die viel ueber die fehlende Substanz verraet.
Wir gingen als ertses zum Krankenhaus. Ich wollte mit der Aerztin sprechen, die hier vor Ort arbeitet. Wir sprachen eine ganze Weile, ueber die Dinge, die hier fehlen und wie sie hier die Menschen versorgt. Wie es z.B. im Winter ohne Heizung so gut wie unmoeglich ist, wenn es -25C hat und keine Heizung vorhanden ist. Sie betreut dennoch eine grosse Zahl von Menschen und jedes Jahr kommen 60 Kinder zur Welt. Das ist fuer mich eine hohe Zahl in Anbetracht der Groesse des Dorfes. Es deutet auch auf ein Problem hier in Veshab hin. Es leben sehr viele Menschen hier auf kleinem Raum. Expandieren geht nicht und die bewirtschaftbare Flaeche ist sehr klein. Dies wiederum fuehrt zu Ernaehrungsproblemen.
Daher sind auch die Projekte der Welthungerhilfe entsprechend auf die Situation ausgelegt. Manche davon sind augenscheinlich simpel, aber unglaublich gewinnbringend. Es geht um das Einmachen von Obst und Gemuese, um im winter auch vitaminhaltige Kost zu haben. Es mangelte einfach an Wissen, wie das richtig zu bewerkstelligen sei. Nachdem eine Familie es ausprobiert hatte, waren viele daran interessiert.
Ein weiteres Projekt behandelte die geringe Ernte. Es wurde neues Saatgut eingefuehrt - ein Bewohner war am Anfang sehr skeptisch, wie er sagte. Auch noch nach dem Lehrgang, der verpflichtend war. Aber als er 300% mehr Ernte hatte war die Skepsis verflogen. Das gleiche Saatgut wird nun an andere weiter gegeben, die Lage hat sich zusehends verbessert.
Am Nachmittag schaute ich mir die Wasserversorgung genauer an. Der Verantwortliche kam mit und erklaerte mir die Bedeutung fuer das Dorf. Vorher nahm jeder das Wasser aus dem Dorfbach. Wie man unten sieht, sind die Tiere nicht weit davon entfernt. Und die Leitung hat die Anzahl der Infektionen bedeutend reduziert. Durchfallerkrankungen kommen nur noch selten vor und der allgemeine Gesundheitszustand hat sich stark verbessert. Die Familien bezahlen etwas fuer die Nutzung, davon wird die Leitung instand gehalten. Es ist alles sehr einfach, aber es funktioniert und die Lage hat sich auch hierdurch stark verbessert.
Die gleiche Person ist gleichzeitig Lehrer und wie so viele hat er mehr als eine Arbeitsstelle. Er verdient ca. $60 / Monat. Und verdient damit als Lehrer viel. Die jungen Lehrer haben weniger als $20 / Monat. Und natuerlich will keiner mehr Lehrer werden. Ausserdem ist die Uniausbildung teuer und es lohnt sich einfach nicht, Lehrer zu werden. Mit katastrophalen Folgen: “Es wird bald nur noch alte Lehrer hier geben.” Wirklich loesbar ist diess Problem nicht. Wie schon in Usbekistan ist Bildung hier nicht viel wert.
Wir sassen am Abend noch auf dem Dorfplatz und wieder wurden mir Probleme berichtet. Es gibt 7 Monate lang kein Strom. Im Sommer geht es noch, aber im Winter ist dies landesweit ein Problem und in den Doerfern sogar noch verstaerkt. Die Menschen behelfen sich so gut es geht mit Generatoren (teuer), aber das ist keine besondes langfristige oder effiziente Loesung. Ausserdem sind sie haeufig von Erdrutschen oder von Steinschlag bedroht.
Fuer mich war der Besuch wichtig und beeindruckend und oeffnete mir die Augen fuer die Probleme vor Ort. Ich bin froh, hier gewesen zu sien. Die Leute wollten von mir nichts konkretes. Sie wollten, dass ich ihre Problem verstehe und warum viele Maenner nach Russland gehen. Es gebe dort mehr Geld zu verdienen. Was wieder neue Probleme schafft. Sie verlassen die Familien und die Aufgaben der Maenner muessen von den Frauen unde den Kindern uebernommen werden. Das alles wird durch die stark patriarachalische Gesellschaft nur noch verstaerkt. Fuer die Familien selbst hat das z.T. tragische Konsequenzen, nicht selten kommen die Maenner mit Krankheiten zurueck.
Die Projekte der Welthungerhilfe sind in den Gespraechen mit den Bewohnern immer als sehr wichtig eingestuft worden. Sie waren nachhaltig und kamen mit wenig Geld aus. Vor allem aber verbesserten sie das Leben der Menschen. Vielleicht es das Grund genug fuer das Projekt zu spenden.
September 9, 2008 No Comments
Tag 169 (Tadschikistan): Ayni - Veshab (eine lange Reise wert …)
Tagesstrecke: 47km
Gesamtstrecke: 10,199km
Fahrzeit: knapp unter 4h
Heute war es also soweit. Ich sollte nach Veshab radeln, dem Dorf, dem die Spenden zugute kommen sollen. Ich wollte moeglichst bald dorthin, aber es gab noch Feierlichkeiten in Ayni und die Strasse war gesperrt und so fuhren wir halt erst spaeter los. Die Feier war lustig, interessant und voller lauter Musik. Jeder durfte was sagen, der Chinese, der die Bauarbeiter vertrat, der Iraner, der die guten Beziehungen lobte und viele mehr.
Dann ging es los. Die Taschen verfrachteten wir in ein Auto, das ohnehin nach Veshab fuhr und nachdem die ersten Photos und Videos gemacht waren, war ich fuer den Rest der Zeit alleine. Die Gegend ist wunderschoen, aber im Winter mit Sicherheit sehr hart. Die Berge sind hoch und wirken bedrohlich, das Tal ist ziemlich eng. Es gibt nicht viel Land, auf dem man etwas anbauen kann und jeglicher Flecken wird genutzt wie es scheint. Dann gibt es noch einige Doerfer auf dem Weg. Ich frage mich immer wieder, warum Menschen an manchen Orten siedeln oder dann dort bleiben. Warum sie nicht woanders hinziehen - aber die Familienbande sind hier eng und man zieht halt einfach nicht fort.
Die Strasse nach Veshab ist nicht die beste und es dauerte eine Weile, bis ich schliesslich dort ankam. Am Ende waren es auch fast 1000 Hoehenmeter bei knapp unter 50km Distanz. Der Grossteil der Strasse war steinig und nicht gut zu fahren.
Das Tal scheint unendlich lang zu sein und doch war ich nur am Anfang. Es geht noch einmal 150km weiter. Abe je weiter ich nach hinten kam, desto mehr schien sich das Tal zu ziehen und die Strasse hing nur so in der Felswand. Es machte aber viel Spass und mit jedem Dorf wuchs meine Spannung. Wie wuerde es dort ausehen, was passiert dort? Und dann sah ich etwas. Eine Gruppe von Menschen mit Fahrraedern. Sie warteten auf mich und wollten mich die letzten 2km ins Dorf begleiten.
Es machte grossen Spass mit den anderen zu fahren. Und dann kamen wir an und wurden von ueber 100 Bewohnern ziemlich begeistert empfangen. Bevor ich ankam hatte ich mir viele Gedanken ueber die Tour bisher gemacht und was so alles passiert ist. Aber aus denen wurde ich dann sehr schnell rausgerissen. Wir kamen an und Kinder trugen was auf deutsch vor (war ganz suess), dann gab es Brot und Salz … alles sehr spassig und sehr schoen. Dann musste ich erzaehlen, was auf der Reise los war, wo ich ueberall war und warum ich ausgerechnet Veshab ausgesucht hatte.
Nach dieser Begruessung wurde im kleinen Kreis was gegessen und dann schaute ich mir das Dorf an, wurde von vielen Leuten neugierig angesehen, aber jeder wusste, wer ich war. Es gibt mehr Leute, als man annehmen wuerde, wenn man das Dorf sieht. Es leben fast 2,000 Menschen hier. Aber es gibt nicht besonders viel Platz. Einfach mal selbst schauen.
Wie es mir eine Person erklaerte: das Dorf erinnert ihn an ein Hochhaus und den Eindruck kann man haben, wenn unten auf der Dorfstrasse steht. Die Haeuser stehen sehr eng zusammen, es leben in jedem viele Menschen. Das hat u.a. mit Steinschlag und Abgaengen zu tun, die immer wieder vorkommen. Man kann nicht ueberall sicher bauen. Das Dorf zieht sich an einem Bach entlang. Dieser wurde mal fuer alles benutzt, was man sich so vorstellen kann. Erst nach einem Projekt der Welthungerhilfe wurde eine eigene Wasserversorgung geplant und auch implementiert. Die Anzahl der Infektionen verringerte sich im Nachgang dramatisch, wie mir am darauffolgenden Tag gesagt wurde. Es sind diese alltaeglichen Dinge, die fuer uns so normal sind und die hier komplett fehlen. Und auch nicht viel Geld kosten - im Vergleich. Daher sind auch kleine Spenden wichtig.
In der Nacht wird es hier dunkel. Nicht nur, weil die Berge hoch sind und der Mond nicht dahinter hervorkam. Als ich wach wurde, war der Strom abgeschaltet worden. Das passiert hier jede Nacht im Sommer und fuer den kompletten Winter - auch am Tag. Also fuer 6-7 Monate. Eine Taschenlampe war noch im Dorf zu sehen, wie sie sich die Dorfgasse hoch bewegte. Das hat teilweise mit der Politik zu tun, aber es sind die einfachen Menschen vor allem in den Doerfern, die davon am meisten betroffen sind. Aber das ist ja nichts neues.
PS: Ich wuerde gerne mehr Bilder von Veshab einstellen, aber ich kann hier nur sehr langsam Bilder hochladen. Daher bitte ich dafuer um Entschuldigung. Hier ist es schon nicht gut, aber es wird auch nicht besser werden, wenn weiter ins Landesinnere fahren werde. Aber auf der flickr Seite gibt es noch mehr Bilder.
September 8, 2008 No Comments
Tag 168 (Tadschikistan): Walachei - Ayni (ein Chinese greift mein Rad an)
Tagesstrecke: 82km
Gesamtstrecke: 10,152km
Fahrzeit: 8-9h
Den Tag verbrachte ich hauptsaechlich damit einen Berg hochzufahren, runter ging schneller. Aber hier ist erst einmal ein Bild von meiner Schlafstaette.
Die Gegend ist einfach nur schoen. Und auch etwas kalt. Am Morgen war es recht frisch, die Kaltfront war wohl immer noch da und zog erst langsam ab.
Hier sieht man den Pass. Auf der hinteren Kette oben rechts kann man eine Antenne erkennen, wenn man genau hinsieht. Da ging’s hoch.
Die Strasse war auch super … glatt und frisch geteert. Bis zum noch nicht fertiggestellten Tunnel.
Bis dahin gab es viele chinesische Bautrupps, die ueberall zu arbeiten schienen. Aber die Passstrasse wird nicht mehr gut in Stand gehalten. Der Tunnel ist auch noch nicht fertig, also geht alles ueber diese eine Strasse.
Hier ist sie …
und nach einem viel laengeren Kampf war ich dann endlich oben. Kleiner Freudenschrei inklusive.
Der Anfang der Abfahrt war genau so uebel wie die Anfahrt. Die Strasse ist eigentlich zerstoert, viel ist nicht uebrig davon. Man musste extrem aufpassen, aber irgendwann fing der Asphalt wieder an. Es war schon spaet und ich war froh, es dann einfach nur mit hoher Geschwindigkeit rollen lassen zu koennnen.
Ich wollte so schnell wie moeglich nach Ayni kommen, aber das ging nicht. Ich hatte nicht mit einer Strassensperre und einem Bautrupp gerechnet, der mich partout nicht durchlassen wollte. Es ging nicht. Auch wenn Bauarbeiter rauf und runter fuhren. Die Tadschiken waren auch frustriert. Aber die verstanden wenigstens, warum ich runter wollte. Das war fuer die Chinesen nicht einsichtig. Schliesslich nickte einer, ich wollte weiter. Und dann sprang einer von hinten mein Rad an. Nicht lustig. Kurze Auseinandersetzung, Tatoo gezeigt, Zaehne gebleckt, die Sonnenbrille zurechtgerueckt und die Fluppe zwischen den Zaehnen. Ich hatte keine Lust auf einen Streit und hatte nur die Hoffnung, dass die Sperrung noch vor Einbruch der Dunkelheit aufgehoben wurde.
Weiter ging es die Strasse runter, als wir endlich weiterfahren durften. Kurz bevor es endgueltig dunkel war kam ich in Ayni an, dort befindet sich ein regionales Buero der Welthungerhilfe. Ausserdem geht es morgen nach Veshab, dem Dorf, fuer das die Spendenaktion gedacht ist. Vielleicht mag der ein oder andere ja spenden, mehr Informationen dazu gibt es hier.
September 7, 2008 No Comments
Tag 167 (Tadschikistan): Khujand - Walachei (es wird Zeit fuer Socken)
Tagesstrecke: 107km
Gesamtstrecke: 10,070km
Fahrzeit: 8h
Raus aus Khujand und ins Unbekannte. Nach sehr leckerem Fruehstueck machte ich mich auf den Weg die Huegel und Berge hinauf, die vor mir lagen.
Aber viel Hoehe machte ich am Anfang nicht. Schade eigentlich. Es ging rauf und runter, bis das nachliess und die Steigung staerker wurde. Es wurde auch viel einsamer am westlichen Ende des Ferganatals, das genau so aussieht wie die Gegend, in der ich reinkam. Spaerlicher Bewuchs und nur sehr vereinzelt kleine Doerfer. Und lange Bergaufpassagen.
Ich fuhr durch die einzige und ziemlich charakterlose Stadt hindurch, nahm vorher noch eine Melone von diesem Stand mit und fuhr weiter.
Danach ging es weiter bergan und es wurde immer bergiger. Schon den ganzen Tag war ich an der Bergkette entlang gefahren, nun ging es direkt darauf zu und hinein. Die Landschaft war traumhaft.
Vor Sonnenuntergang hoerte ich auf zu fahren, fand einen Schuppen, wo ich und mein Rad Platz fanden. Es wird langsam kalt - und ich mache mir ein wenig Sorgen vor den Temperaturen im Pamir, aber bisher ist alles noch im gruenen Bereich.
September 6, 2008 No Comments
Tag 166 (Tadschikistan): irgendwo hinter Konibodom - Khujand (”Kamerateams warten auf Dich beim Vogel”)
Tagesstrecke: 87km
Gesamtstrecke: 9963km
Fahrzeit: 4-5h
Der Wind war immer noch da. Und er kam aus dem Westen. Was ist nur los? Das waere der Wind, den ich gebraucht haette, als ich durch Turkmenistan und Usbekistan gefahren bin. Nun, da ich 100km nach Westen fahre habe ich den Wind wieder voll im Gesicht. Den haette ich gut gebrauchen koennen.
Dann kam der Regen … Wie bitte? Jawohl, der erste Regen seit … ich glaube der Tuerkei. Aber so genau weiss ich das nicht mehr.
Ein Mitarbeiter der Welthungerhilfe erwartete mich in Khujand und so machte ich mich dorthin auf den Weg. Kleiner Umweg, aber was solls. Ich hatte keine Ahnung, was a) mich dort erwarten wuerde und b) dass ich dort die Nacht verbringen wuerde. Ich kam noch vor Mittag in Khujand an und wurde von Nodir bgeruesst, hinter ihm schon die erste TV Kamera. Dann noch eine zweite.
Es war lustig. Nodir begruesste mich und stelte mich vor, wir fuhren die Strasse rauf und wieder runter, die Kamera lief und lief. Dann wurde ich interviewt und irgendwann hatten wir dann auch was zu essen vor uns stehen. Naja, vor mir. Nodir fastet, weil Ramadan ist und ich fuehle mich immer mies, wenn ich vor Leuten esse, die fasten. Aber ich brauche die Energie. Eigentlich wollte ich auch weiter, aber Nodir schien ein wenig in Sorge zu sein. Schlussendlich dachte ich, dass 90km auch reichen und blieb.
Ich betrachte es als gar nicht selbstverstaendlich, dass mich Nodir ziemlich unvermittelt in sein Haus einlud. Es war schlussendlich eine gute Entscheidung zu bleiben - interessante Gespraeche folgten. Unter anderem zur Groesse der Hochzeiten hier. Die duerfen nicht groesser als 150 Leute sein. Frueher waren es ueber 1000, aber da wurde wohl zuviel gerauft und dann wurde die Begrenzung eingefuehrt.
Zudem wurde ich aufgeklaert, dass der naechste Pass ueber 3000m hoch sei. Super. Ich bin derzeit auf knapp 400m. 2900 Hoehenmeter an zwei Tagen und schlechte Strasse nach allem, was ich hoere. Aber ich freue mich drauf. Kann nur gut werden.
September 5, 2008 No Comments
Tag 165 (Usbekistan/Tadschikistan): Taschkent - Gorskiy - irgendwo hinter Konibodom (der Taxifahrer braucht einen ruhigen Fuss)
Tagesstrecke: 52km
Gesamtstrecke: 9875km
Fahrzeit: 4h
Hier ist das Bild, das ich das letzte Mal nicht zeigen konnte.
Es war an der Zeit Taschkent zu verlassen. Ich war auch froh endlich wieder aufs Rad steigen zu koennen und weiter zu machen. Die Pause war lange genug. Noch einmal mussten wir uns durch Taschkent schlagen (Geld abheben, letzte Chance) und dann fuhr ich zur Taxihaltestelle fuer das Ferganatal. Dort wurde ich gleich mal von 20 Leuten belagert, die mich alle ins Tal bringen wollten. Einen Busverkehr gibt es dorthin nicht. Warum, das weiss der Himmel oder ein Buerokrat in Taschkent. LKW fahren die Strecke schliesslich auch. Und was fuer alte. Ich suchte mir einen Taxifahrer aus, der auch in die richtige Ecke des recht grossen Tales fuhr, wir verhandelten ueber den Preis und nach kurzer Zeit (warten auf andere Passagiere) ging es endlich los.
Der Fahrer braucht einen ruhigeren Fuss. Sein Fahrstil ist unorthodox. Er gab Gas und dann mal wieder keines, verlangsamte, wenn er den Mund aufmachte (tat er oft) und lieferte sich Rennen mit anderen Taxifahrern, wenn sie ihn ueberholten. Bergab machte er den Motor oft aus, um Benzin zu sparen, aber er schaffte es mich durch die Passkontrollen zu bringen, ohne dass ich aussteigen musste. Quatschte und quatschte … nach vier Stunden waren wir am Ziel.
Im Auto sieht die Gegend anders aus. Man hat mehr Zeit sie zu betrachten, muss nicht staendig auf die Strasse achten. Vielleicht noch ein Wort zur Polizei. Die hielt uns an und man sah mal wieder Korruption, wie sie leibt und lebt. Der Fahrer war ein wenig ueber die Haltelinie gefahren, vielleicht 20cm. Man wird rausgewunken von einem der unzaehligen usbekischen Strassenpolizisten (der seinen Job auch der Korruption zu verdanken hat) und der sagt, dass das notiert wird und man eine Strafe zu bezahlen habe. Das koenne man natuerlich auch anders regeln … Die meisten zahlen natuerlich und nach allem, was ich gehoert habe, haeuft der Polizeichef der Region jeden Tag ueber $1000 an Schmiergeld an, von dem er natuerlich was weitergeben muss. Wie weit das nach oben geht, ueberlasse ich der Phantasie des Lesers. Unten bleibt auch noch was haengen, das Ausmass ist also enorm.
Die Familie von Sherzod wollte, dass ich eine Nacht bei ihnen bleibe und nach langem Ueberlegen habe ich mich dagegen entschieden, was mir nicht leicht fiel. Ich wollte nicht noch mehr Zeit verlieren. Der Pamir ist kalt und ich habe schon viel Zeit verloren. Hoffentlich kann ich noch einmal zurueckkommen.
Die Fahrt war nicht besonders ereignisreich. Es ging voll in den Wind und ich kam gerade noch rechtzeitig an, bevor die Grenze fuer den Tag geschlossen wurde.
Aber dann fing der Aerger an. Auf der usbekischen Seite sollte alles untersucht werden. Alles … ich hatte wohl auch selbst Schuld daran. Ich hatte nicht alles Geld deklariert und nun wollten sie was davon haben. Eigentlich den kompletten Rest. Zuviel fuer meinen Geschmack. Ich musste also alles auspacken. “Was ist das und was ist das?” Die Frage kam immer wieder. Mal war der Schlafsack das Problem, mal die Kopien meines Passes. Ein Problem fuer die war auch, dass ich mehr Geld hatte als bei der Einreise. Bank- oder Kreditkarten oder deren Funktion - unbekannt. Nur der Chef hatte schon mal davon gehoert und liess mich schliesslich ziehen. Nicht ohne, dass ich mir das Geld schon mal genommen hatte und in die Radhose am Bund gesteckt hatte. Weiteres Problem: die ganze Suche dauerte und dauerte und ich hatte schon Bedenken, dass die andere Seite dicht war. Waere lustig gewesen, weil ich eigentlich Usbekistan ja schon verlassen hatte. Der Stempel war schon in meinem Pass. Haette dann im Niemandsland uebernachten koennen, was so ca. 10m breit war. Aber die tadschikische Seite war noch offen und ein Kinderspiel. Buch auf, Notiz gemacht, Buch zu. Weiterfahren. Taschenkontrolle … Fehlanzeige. Damit kann ich leben.
Die usbekische Seite der Grenze …
und die tadschikische Seite.
Ich fuhr noch bis es dunkel wurde, kaufte noch eine SIM-Karte und stellte den Kontakt zur Welthungerhilfe hier in Tadschikistan her.
Und bevor ich es vergesse. Ich wurde mal wieder vor den Menschen auf der anderen Seite der Grenze gewarnt. Manche Dinge aendern sich nie.
September 4, 2008 No Comments