Category — Türkei
Tag 93 (Tuerkei/Iran): Dogubayazit - Maku (Fahrrad in der Bank)
Tagesstrecke: 59km
Gesamtstrecke: 6189km
Fahrzeit: 3-4h
Der Beginn war langsam … ich kam nicht vom Fleck, wusste aber, dass ich nur eine kurze Strecke zu bewaeltigen hatte. Ich wollte am Abend das Spiel zwischen Deutschland und der Tuerkei ansehen und daher plante ich einen Stopp in Maku ein, direkt hinter der Grenze.
Ich fuhr am Ararat entlang, der Wind staendig von vorne, als ob ich nicht nach Iran reisen sollte. Ich hatte aber beschlossen, dorthin zu kommen, also ging es weiter.
Als ich an der Grenze ankam wurde ich von Geldwechslern auf der tuerkischen Seite belagert. Auch direkt dann, als ich meinen Pass vorzeigen sollte. Es war ein wenig nervig. Es war auch der Zeitpunkt, an dem ich die lange Hose rausholte und wohl auch fuer eine Weile nicht mehr werde ausziehen koennen. Jedenfalls nicht in der Oeffentlichkeit.
Dann wurde es interessant. Ich war mehr oder minder schon im Iran. Das Tor war 5 m von mir weg, als mir ein Grenzbeamte mitteilte, dass ich eine Plakette fuer mein Rad brauche. Wie bitte? Ich bin durch die komplette Tuerkei gefahren und das war nie ein Problem. Jetzt schon? Ich verlasse die Tuerkei. Macht nichts. Die Plakette brauchst Du. Nein brauche ich nicht. Also, viel Palaver. Hin und her. Ich rufe den Vorgesetzten. Der winkt mich weiter. Endlich. Auf in den Iran.
Dann geht es durch das Tor und ich bin im Iran. Es gibt eine riesengrosse Tafel mit Khomeini und ich werde in den Kontrollpunkt reingebeten. Alles sehr professionell und hoeflich. Meine Daten werden in den Computer eingegeben und ich werde von einer Dame vom Touristenbuero weiter geleitet.
Mit einem dicken Grinsen rolle ich den Berg runter und fahre in den Iran hinein. Es sieht nicht besonders anders aus. Der Ararat dominiert immer noch den Horizont. Frauen tragen Schleier und man muss sich daran vielleicht erst gewoehnen. Und die Fahrweise ist genau so chaotisch wie in der Osttuerkei.
Dann fahre ich nach Bazargan hinein, den Grenzort auf der iranischen Seite. Ich will noch mal Geld wechseln. Also gehe ich in die erste Bank. Melli Bank Iran. Ich ahne nicht, was auf mich zukommt. Ich gehe rein. Keiner nimmt Notiz. Dann erwaehne ich was von Geldwechseln und werde angeschaut als ob ich ein Gespenst bin. Und dann geht alles ganz schnell. Einer wirft dem anderen einen Schluessel zu und es wird schnell gesprochen. Ich verstehe kein Wort. Dann wird mir bedeutet, dass das Rad in die Bank rein soll (bike in the bank, bike in the bank). Wie bitte? OK, das hier ist Melli 4. Wir wechseln kein Geld. Melli 1, 2 und 3 machen das. Melli 4 nicht. Also duesen wir zu einer Wechselstube und wechseln dort Geld. Vielen Dank Mustafa. Waehrend dessen bewacht ein iranischer Soldat mein Rad in der Bank.
Dann fahre ich nach Maku, was in einem Tal liegt. Nicht wirklich ein huebscher Ort, aber sie haben Fernsehen. Das Hotel ist billig und schaebig, aber das ist OK. Ich versuche ein wenig mehr den Iran und die neuen Dinge aufzusaugen. Neues Geld, neue Regeln, neue Braeuche und alles das, was in einem neuen Land auf einen zukommt. Die weibliche Bekleidung ist anders, aber man sieht, dass viele Frauen sich nicht an die Regeln halten wollen, tragen enge Jeans, Makeup und schieben den Schleier weiter nach hinten als eigentlich erforderlich.
Ich schaue mir das Fussballspiel mit drei anderen Auslaendern an. Die Schweizer - Albano darunter - sind wie immer neutral. Ich bin aber klar in der Minderheit, denn alle Iraner hier sind ethnische Tuerken und damit eindeutig fuer die Tuerkei. Aber es geht alles gut … die Stimmung ist leicht gedrueckt. Albano ist von Australien mit vielen Schlenkern auf dem Weg zurueck in die Schweiz und hat eine ausgezeichnete Webseite. Was ein wenig nervte war nur, dass der iranische Sender nicht das ganze Spiel zeigte, sondern vielfach Einblendungen brachte. Zu wenig Geld gezahlt? Keine Ahnung, aber mir wird gesagt, dass es auf der ganzen Welt wohl zu Schwierigkeiten kam. Stimmt wohl nicht, ist aber eine nette Ausrede.
June 25, 2008 No Comments
Tag 92 (Tuerkei): Gümüştepe - Dogubayazit
Tagesstrecke: 82km
Gesamtstrecke: 6130km
Fahrzeit: 5h
Ich wachte frueh auf, genoss die Zeit, in der ich Ruhe hatte und machtem ich nach einem Melonenfruehstueck auf den Weg. Ein Leser nannte es den gefaehrlichsten Teil der Tuerkei, er ist auf jeden Fall interessant.
Nach einem kurzen Stop in Caldiran ging der Anstieg weiter - am Anfang nur flach und dann immer steiler.
Es gibt hier auch viel Militaer, mehr entsprechende Fahrzeuge und eine ganze Reihe von Wachtuermen und einen Kontrollpunkt. An diesem quatschte mich ein Soldat, der an was baute auf englisch an und quetschte mich aus, obwohl der Kontrollpunkt erst danach kam und er offensichtlich zum Bauen eines Schutzwalls abkommandiert war. Am eigentlichen Kontrollpunkt wurde ich angeschnauzt, alles sollte schneller gehen und wo ich hin wolle. Iran. Nicht Azerbaijan? Nein. Nachdem noch ein wenig mehr rumgeschrien wurde, durfte ich gehen. Je hoeher ich hinauf kam, desto einsamer wurde es und die Doerfer wurden noch aermlicher.
Dies ist die Passhoehe, nichts im Vergleich zu Zentralasien, aber hoeher als jeder andere Pass bisher. Ich fuhr bald danach runter und dann begann eine Reihe von Dingen, ueber die ich nur den Kopf schuetteln kann.
Ich kam nach einem km zu einer Gruppe von Ziegenhuetern, musste anhalten, weil die Tiere die Strasse ueberqueren wollten. Kein Ding. Dann fragte mich der Aelteste nach einer Zigarette. Habe keine. Dann schreit mich ein Kind an, ich fahre weiter runter. Als ich mich umsehe fliegt mir der Hirtenstock hinterher. Keine Ahnung was los ist. Ich halte an und nehme in auf, getroffen hat er mich nicht. Drei der Hirtenjungen rennen auf mich zu, ich schmeisse nur den Stock weg und fahre weiter. Kann nur den Kopf schuetteln ueber das, was passiert ist. Eine Coverversion von Bob Marley spielt “One Love” - everything is going to be alright. Stimmt, wird schon werden. Dann taucht vor mir wie aus dem Nichts der Ararat auf und ich kann nur staunen.
Als ich das Bild mache werde ich von zwei Jungs im Alter von 8 Jahren bedraengt. Sie werfen Steine nachdem ich ihnen sage, dass ich keine Zigaretten habe. Eine alte Frau schaut einfach nur zu … unternimmt nichts. Ich verstehe das immer noch nicht, was ist hier los?
Ein paar km weiter - viele Kinder winken freundlich - werde ich von einem Jungen angespuckt als ich an ihm vorbeirolle. Das war’s dann. Ich kann mir das nicht erklaeren. Der sehr nette Hotelbesitzer meint, dass sie einfach sehr feindselig seien. Viele Kinder sind es nicht, aber die paar haben mir gereicht.
Das Schloss, das ueber Dogubayazit wacht ist ziemlich beeindruckend. 1001 Nacht Gefuehl kommt da schon rueber. Ich werde dorthin von einem Wagen voller Fussballfans mitgenommen. Wir kabbeln hin und her. Bilder vom Tag gibt’s in groesserer Zahl hier.
Wieder werde ich vor einem anderen Land gewarnt. Das gab es schon haeufiger - dieses Mal vor dem Iran. Komische Leute und schlechtes Essen und so weiter. Mal sehen - daran glauben mag ich ohnehin nicht. Ich bin vielmehr neugierig auf das, was vor mir liegt.
Am Abend esse ich mit einer Frau aus Kanada. Vielleicht sollte ich mehr von dem Zeug essen, dann werde ich nicht so duenn. Sieht lecker aus …
June 24, 2008 No Comments
Tag 91 (Tuerkei): Aydinlar - Gümüştepe
Tagesstrecke: 108km
Gesamtstrecke: 6028km
Fahrzeit: 6-7h
Es ging frueh um 6 Uhr raus, nach dem Packen und Fruehstueck machte ich mich auf den Weg.
Wind gab es immer noch - ab und an von hinten, aber zumeist von der Seite oder von vorne. Das war auch den Tag zumeist so. Den See hatte ich zu meiner Rechten und so fuhr ich bis nach Erçiş, wo ich einige Dinge hinsichtlich der Visas in Zentralasien klaeren wollte. Aber ein Stromausfall machte mir einen Strich durch die Rechnung. Wird morgen schon werden.
Nach Erçiş wurde das Spiel mit dem Wind ein wenig problematischer. Er kam mit grosser Kraft von ueberall her und man konnte sich auf nichts einstellen. Fuhr man ueber eine Kuppe war man sich nicht sicher, woher der Wind nun wehen wuerde.
Als ich am Abzweig nach Dogubayazit ankam, war ich ziemlich fertig. Ich wollte mich einfach nur irgendwohin hocken und nichts mehr tun. An ein Weiterfahren war erst mal nicht zu denken. Ich hielt an einer Tankstelle und fing kurz darauf an mich zu langweilen. Ich fuhr also doch weiter und siehe da, nach ein paar km ging es tatsaechlich ein wenig besser. Am Ende fuhr ich noch 30km am Abend, hielt zwischendrin in Muradiye. Der Plan war einfach: je mehr km und Hoehenmeter ich heute machen konnte, desto weniger musste ich morgen bei der Ueberquerung des Passes hinter und unter mich bringen.
Der Traktor war eine grosse Hilfe. Ich hing mich hintendran und konnte bis zu seinem Abzweigen vom Windschatten profitieren und war schneler als ich es ohne ihn geschafft haette.
Ich bin nun vollkommen im tuerkischen Hinterland, die iranische Grenze ist nur ein paar km oestlich von hier. Die Gegend wurde auch immer aermer. Ich stellte mein Zelt ausserhalb von Gümüştepe auf - nach Absprache mit einem Bauern.
Da ich einige Fragen dazu erhalten habe: das Spiel Tuerkei - Deutschland ist hier ueberall Thema. Wenn ich sage, dass ich aus Deutschland komme, werde ich auch sofort darauf angesprochen. Im Fernsehen, wenn ich den mal sehe, laeuft die Vorbereitung auf das Spiel rauf und runter. Ich sage mittlerweile als diplomatische Antwort auf das Ergebnis nur noch insha’Allah.
June 23, 2008 No Comments
Tag 89 (Tuerkei): am Van-See hinter Tatvan - Aydinlar (Schildkroeten-Invasion)
Tagesstrecke: 84km
Gesamtstrecke: 5920km
Fahrzeit: 4-5h
Ich schlief schlecht in der Nacht, war mir aber nicht sicher, woran es lag. Ich dachte, dass es ein Nager war, aber am Morgen stellte sich heraus, dass es was anderes war:
Die Schuldkroete hatte es sich neben meinem Zelt und dem Rad bequem gemacht. Was mich aufgeweckt hat, war wohl das Rumlaufen (rennen geht nicht wirklich) direkt neben meinem Kopf.
Kurz nach meinem Aufbruch trug ich diese Schildkroete ueber die Strasse - bin ein wenig ueberrascht ob der vielen Schildkroeten hier auf ueber 1700m.
Ich liess es ruhig angehen nach zwei haerteren Tagen und liess mir viel Zeit.
In Ahlat besuchte ich einen riesigen Seldschuken-Friedhof, der aber ohne die versprochenen Raben auf den Stelen auskam, aber immer noch sehr beeindruckend war.
In Ahlat aenderte sich das Wetter schlagartig. Es herrschte heftiger Wind und fuer einige Zeit war an ein Weiterfahren nicht zu denken. Dunkle Wolken und Regen hing in der Luft. Nach einiger Zeit ging es wieder, aber der Wind machte das Fahren ein wenig schwierig, kam von links und dann auch mal von hinten (immer willkommen). Wie auch in den vergangenen Tagen sah ich viele Buse aus dem Iran, fuer die eine eigene Infrastruktur an Busstops eingerichtet worden ist - scheint es jedenfalls. Ich kann die Zeichen zwar nicht lesen, aber eine Reihe von Gasthoefen scheinen sich auf iranische Gaeste zu spezialisieren.
Gegen Ende des Tages kam der Wind erst von hinten und dann voll von vorne. An Zelten war nicht mehr zu denken, als ich ueber einen kleinen Huegel fuhr. Die Gegend war traumhaft, aber das Fahren nicht mehr ganz so sehr. Ich wollte ein wenig an einer Tankstelle warten, aber es aenderte sich rein gar nichts. Also bot mir der Besitzer an, innen zu uebernachten, was ich dankbar annahm. Doof war nur, dass ich mitten in der Nacht von ihm und zwei anderen Maennern aufgeweckt wurde, die im gleichen Zimmer (es gab noch drei andere) laut redend Tee tranken. Ich machte wohl einen leicht erbosten Eindruck (war nicht so gemeint) und konnte dann irgendwann wieder einschlafen.
June 22, 2008 No Comments
Tag 88 (Tuerkei): Kozluk - am Van-See hinter Tatvan
Tagesstrecke: 118km
Gesamtstrecke: 5836km
Fahrzeit: 8-9h
Es war ein kleiner Kampf heute … ich wachte ein wenig spaeter auf als gestern. Ich wollte bis Tatvan oder Bitlis … darueber war ich mir nicht klar, je nachdem wie es laufen wuerde. Ich wollte nur von der Hitze hier unten weg und hoch zum Van-See. Die ersten km waren uebel. Staendig auf und ab und sehr starker Gegendwind.
Dann erst begann der richtige Anstieg hoch zum See, mehr als 900 Hoehenmeter - reiner Unterschied. Es ging eigentlich 50km nur den Berg hoch. Ich schwitzte ziemlich stark, versuchte den Fluessigkeitsverlust auszugleichen und trank insgesamt mehr als 8 Liter ueber den Tag verteilt.
Halb oben machte ich eine von vielen Pausen und wurde - auch mal wieder - von einem Jungen angestarrt. Der steht 5m von einem weg und starrt einfach. Ich wollte, dass er weg geht. Versuchte ihm das klar zu machen. Keine Reaktion. Es nervte ein wenig. Ich wollte meine Ruhe - und nicht angestarrt werden. Ich wurde ein wenig lauter und irgendwann trottete er weg, nur um 10 Minuten spaeter wieder mit einem Zettel in der Hand zu kommen auf dem Stand: “Ich bin von der Polizei.” Und dass er Geld haben wolle. Ich musste lachen, auch wenn die Situation nicht zum lachen war. Die Gegend hier ist bedeutend aermer als die anderen, durch die ich gefahren bin - und das war nur eines der vielen Zeichen davon.
Als ich dann schlussendlich Bitlis erreichte, war ich am Ende. Dachte ich. Ich schaute auf die Karte, ass wieder was und es ging weiter. Bis zum See war es nicht mehr weit und nach dem letzten Anstieg und nachdem ich die Schildkroete hier ueber die Strasse rueber getragen hatte flachte es auch ab.
Es war klasse - es war mal wieder flach. Das alles mit Rueckenwind, so dass ich locker 28km/h fahren konnte. Grosses Grinsenauf meinem Gesicht. Bis Tatvan ging es rasend schnell. Dort entschied ich mich dann fuer die Nordseite des Sees - es war einfach viel weniger Verkehr unterwegs in diese Richtung. 15 Minuten an der Kreuzung waren ziemlich eindeutig.
Ich wollte am See zelten, aber das Militaer hatte den Platz in Beschlag genommen. Nach 7km fand ich dann was, erst grosses Palaver von Leuten, die darueber auch nicht wirklich zu bestimmen hatten (glaube ich jedenfalls), aber dann ging es doch.
Ich ass mit vier Maennern zu Abend, die aus Erzurum kamen, 3 Lehrer und ein Anwalt. War witzig - Gespraechsstoff war, wie nicht anders zu erwarten, das Spiel Tuerkei - Deutschland am Mittowch. Ob ich dann noch hier sein werde, weiss ich nicht … der Iran ruft.
June 21, 2008 No Comments
Tag 87 (Tuerkei): Diyarbakir - Kozluk
Tagesstrecke: 135km
Gesamtstrecke: 5738km
Fahrzeit: 8h
Ich wachte frueh auf, um der Hitze des Tages zu entgehen und war daher schon vor 7 Uhr auf dem Rad. Es klappte nur bedingt. Als ich das Tigris-Tal durchfuhr, war es schon wieder sehr heiss geworden.
Es sollte auch flach sein, aber dem war nicht so. Ueber den Tag verteilt waren es 1823 Hoehenmeter, was ziemlich viel ist. Aber es machte Spass und das ist wohl das Wichtigste. Die ersten 80km waren schon vor 13 Uhr erledigt und im Anschluss machte ich eine laengere Pause in Silvan. Bis dahin ging es nur rauf und runter …
Nach Silvan war es nicht mehr ganz so heiss - nur noch ueber 30C und keine 38C im Schatten wie kurz vorher. Aber die Landschaft war beeindruckend schoen und auch wenn ich nicht so lange fahren wollte, kam es anders. Ich schaffte es bis nach Kozluk. Ich werde manchmal gefragt, warum ich abends laenger als 18 Uhr fahre. Fuer mich sind die Abendstunden einfach die schoensten, die Farbenspiele und die geringere Temperatur machen das Fahren angenehmer und zumeist gibt es auch noch weniger Verkehr.
Kozluk ist eine merkwuerdige Stadt, jedenfalls der Teil, der an der Landstrasse liegt. Ich dachte zum ersten Mal, dass ich nicht wirklich willkommen war. Da es schon fast dunkel war, suchte ich ein Hotel. Es gebe keines. Dann wieder ja, es sei eines da, aber man wisse nicht, wo. Ich fand dann heraus, dass es ein Lehrerhotel ist. Aber es waren auch 200 Hoehenmeter. Irgendwann gesellte sich ein Mopedfahrer zu mir und fuehrte mich hin und auch durch den Ort - Supermarkt, kleines Restaurant (ich war zu fertig, um noch was zu kochen) und ein Internetcafe wegen des US-Visums.
Im Lehrerhotel schaute ich mit einigen Lehrern das Spiel Tuerkei - Kroatien. Ich war am Ende nach dem langen Tag, aber mein Schlafplatz war auch dieser Raum. Also, feierten wir den Sieg der tuerkischen Mannschaft und dann ging es auch ans Schlafen. Bis ich drei Mal in der Nacht von einem Mann geweckt wurde, der mich immer in ein anderes Zimmer stecken wollte. Irgendwann reichte es, ich schloss die Tuer ab und wollte nur noch meine Ruhe haben. Der Leiter hatte mir ja gesagt, dass ich hier bleiben solle.
June 20, 2008 No Comments
Tag 86 (Tuerkei): Ruhetag in Diyarbakir
Achtung: Wegen eines Versehens ist der Bericht von Tag 84 erst nach dem Tag 85 von mir online gestellt worden. Es kann daher sein, dass einige Leser diesen Bericht nicht automatisch als email erhalten. Hier ist aber der entsprechende Link zu dem Tagesbericht.
Es war ein Ruhetag, d.h. es waren Schlafen und Essen angesagt. Das erste klappte gut, das zweite weniger, ich hatte mir ein wenig den Magen verdorben. Allerdings war das nach einigen Stunden auch ausgestanden. Kein Grund zur Sorge. Ich hatte mir kurz ueberlegt mit dem Bus nach Sanliurfa zu fahren, verwarf das aber wieder. Ruhetag ist Ruhetag.
Also schlenderte ich einfach nur durch die Gassen von Diyarbakir und stellte fest, dass ich meinen USB Stick in einem Internetcafe vergessen hatte. Mein Gehirn ist gerade woanders, die Hitze setzt mir wohl zu. Das ist deswegen nicht so gut, weil ich damit alle Programme verwenden kann, die ich will. Aber an sich ist der Verlust kein Drama. Am Abend hatte ich den Stick allerdings auch wieder - jemand gab ihn mir zurueck, als ich zum zweiten Mal in das Internetcafe ging, um danach zu fragen. Schon wieder Glueck gehabt.
Hier vielleicht einige Bemerkungen zu dieser Gegend und den Menschen, denen ich begegnet bin. Die allermeisten Menschen - eigentlich alle - machen mir klar, dass sie hier nicht in der Tuerkei leben, sondern in Kurdistan. Daher ist es auch ziemlich egal, ob die Turkei in der Europameisterschaft weiterkommt oder nicht - und die wenigsten interessieren sich dafuer. Geben sie zumindest vor. Viele Menschen sprechen in den hoechsten Toenen von Abdullah Öcalan (dem frueheren Vorsitzenden der PKK - je nach Lesart eine Terroroganisation oder eine Bastion von Freiheitskaempfern; ich will hier keine Stellung hierzu beziehen) und sind ueber seine Inhaftierung in der Tuerkei nicht gerade erfreut (die Wortwahl ist bewusst, weil fuer viele Menschen hier die Tuerkei tatsaechlich Ausland darstellt). Ein kurzes Beispiel: “Wie findest Du die Tuerkei?” Die naheliegende Antwort waere: “Super, klasse Land, gefaellt mir sehr gut.” Ist ja auch so. Darauf entgegnet einem dann jemand was wie: “Das hier ist Kurdistan und es ist super hier, die Tuerkei ist nicht gut.” Irgendwann gewoehnt man sich daran … aber es ist zum Teil recht anstrengend, weil man auch niemanden beleidigen will.
Es gibt auch Neuigkeiten, was die Weiterreise angeht. Ich werde nicht durch den Kaukasus fahren, sondern direkt von der Tuerkei in den Iran fahren. Das macht aufgrund meiner Krankheit zu Beginn der Reise und der Verzoegerung in Ankara mehr Sinn, als schnell die Kilometer abzuspulen.
June 19, 2008 No Comments
Tag 85 (Tuerkei): in der Naehe von Demirli - Diyarbakir (Du hast wirklich viel Glueck!)
Tagesstrecke: 48km
Gesamtstrecke: 5603km
Fahrzeit: 2-3h
Ich wachte auf und merkte, wie der Wind an meinem Zelt zerrte. Es gab hier keinen Windschutz, aber es schien alles OK zu sein. Bis ich aus dem Zelt rauskam. Hier hattte ich zum ersten Mal heute Glueck. Das Zelt riss sich aus der Verankerung und zum Glueck stand ich genau auf der windabgewandten Seite, konnte das Zelt gerade noch fangen. Sonst waere es weggeflogen. So konnte ich meine Arme um das Gestaenge packen und hatte es schnell eingefangen. Gluecksfall Nr. 1 heute. Die Heringe hatten sich im lockeren Grund geloest.
Ich machte mich auf den Weg nach Diyarbakir - 2-3 Stunden Kampf gegen einen Wind, der immer von links kam, aber das Leben nicht einfach machte.
Ich hielt an einer Tankstelle, um was zu essen und was zu trinken und fuhr weiter in die Stadt. Dort merkte ich, dass ich meine Jacke an der Tanke vergessen hatte. Das waere nicht schlimm gewesen, aber in der Jacke waren Geldbeutel mit allem Drum und Dran und meine kleine Kamera. Aua … Nach kurzer Paniksekunde versuchte ich zu ueberlegen, wie ich die Situation am besten loesen koennte. Fahrrad hier lassen und mit einem Taxi zurueck, aber wo das Rad lassen. Nach einer Weile hielt mich ein Mann an, sein Sohn sprach englisch. Das Rad war schnell im Laden des Vaters verstaut, Furkan und ich stiegen in ein Taxi ein und machten uns auf zur Tankstelle. Der Taxifahrer fragte staendig, ob ich sicher sei, dass die Jacke und der Geldbeutel dort seien. Meine Antwort: “Insha’Allah”. Allgemeine Belustigung. Er war wirklich noch dort. Der Angestellte gab ihn mir gleich, asl wir ankamen und wollte schon die Botschaft in Ankara anrufen. An die haetet ich zuletzt gedacht, aber das ist wohl naheliegend. Also wieder zurueck nach Diyarbakir, Furkan und ich unterhielten uns noch eine Weile, gingen was essen und dann machte ich mich auf den Weg ins Zentrum.
Ich fand schnell ein Hotel und machtem ich auf, die Stadt zu erkunden. Hier ist das Ergebnis, jedenfals ein Teil davon … eine sehr beeindruckedne Stadtmauer und ein Gassengewirr …
Ich stiess auf eine kleiner Feier, wo das Tanzen ziemlich zelebriert wurde …
Viel mehr Bilder gibt es auf der flickr Seite.
Als ich mich aufmachte, begleitete mich ein Mann und erst viel spaeter wurde mir klar, warum. In einem Restaurant meinte jemand zu mir: “Nur soviel: dort drueben musst Du sehr vorsichtig sein!”
June 18, 2008 No Comments
Tag 84 (Tuerkei): Narince - in der Naehe von Demirli
Tagesstrecke: 100km
Gesamtstrecke: 5555km
Fahrzeit: 6-7h
Man steht auf dem Land etwas frueher auf. Ich war auch frueher auf den Beinen, es ging aber nicht entsprechend frueh los. Ich fand Aslan in der Baeckerei gegenueber und nach dem Fruehstueck und nachdem ich ein Angebot zur Landarbeit abgelehnt hatte, ging es endlich los.
Aslan meinte, dass ich keine Anstiege zu bewaeltigen haette. Er lag komplett daneben. Der Tag war einer mit den meisten Hoehenmetern, mehr als 1400m ueber den Tag verteilt. Und es ging gleich nach dem Ort los. Es war huegelig und wunderschoen. Aber es fiel auch auf, dass die Gegend um einiges aermlicher war als zuvor.
Mit der Faehre ging es ueber den Atatuerk-See …
Auf der anderen Seite ging es erstmal 7-8 km heftig den Berg hoch, danach ueber leiche Huegel bis nach Siverek.
Ich machte einen kurzen Halt, um ein paar Bilder zu machen …
Der Nachmittag war ein wenig nervig … Bitte nicht falsch verstehen - die Gegend war toll. Als ich Siverek verliess (fuehlte sich an wie im Backofen), ging es bestaendig nach oben. Dazu kam ein heftiger Wind von der Seite, der eigentlich nie nachliess. Das, was mir aber am meisten zusetzte, war ein Stein, der mich beinahe am Morgen getroffen haette. Am Nachmittag gab es dann zuerst eine Flasche, die mich am Ruecken traf und dann auch noch Wasser, das ueber mich gekippt wurde. Das war etwas weniger lustig und viel Verstaendnis hatte ich auch nicht.
Gegen Ende des Tages wollte ich einfach nur noch schlafen. Es gab nichts, um sich und das Zelt zu verstecken. Es war weites Land und sonst nicht viel. Ausserdem war viel Verkehr, selbst am Abend. Ich sah eine Tankstelle und unterhielt mich mit den beiden jungen Maennern, die dort arbeiteten. Sie wollten nicht, dass ich in das naechste Dorf gehe (es fehlte wohl das Minarett) und so schlief ich unweit der Tankstelle auf einem Feld - nach sehr leckerem Abendessen, das wir zusammen assen.
June 17, 2008 No Comments
Tag 83 (Tuerkei): Kahta - Narince
Tagesstrecke: 54km
Gesamtstrecke: 5455km
Fahrzeit: 4h
Ich wachte auf und fuehlte mich ein wenig schlapp. Leichte Kopfschmerzen. Bin mir nicht ganz sicher, was los ist. Aber ich wusste, dass ich nicht lange fahren wuerde. Ich fuhr also los und anstatt die Abkuerzung zu nehmen, bog ich von der Hauptstrasse ab und fuhr in ein Teil hinein - und auch wieder raus, was sich als ziemlich anstrengend herausstellte. Aber die Ausblicke waren klasse und lohnten die Muehe. Ueber die Huegel auf der anderen Seite ging es wieder raus aus dem Tal.
Ich fuhr an dieser alten Bruecke vorbei, bevor ich mich wieder daran machte aus dem Tal herauszufahren.
Es war ein wenig hart, aber ich kam irgendwann nach Narince, wo es - allem Anschein nach - ein guter Ort war, um den Rest des Tages zu organisieren. Ich kaufte ein und wollte gerade gehen, als ich aufgefordert wurde mein Essen im Restaurant einzunehmen, das sei kein Problem. Auch die Fahrt auf den Nemrut hinauf wurde gleich fuer mich organisiert, das Rad kam hinten rein, der naechste Bekannte wurde angehalten und weiter ging es mit einem Hotelbesitzer, der auf seinen Freund wartete. Dann lief ich ein Stueck und wurde von Christoph und Agnes, einem oesterreichischen Paar mitgenommen.
Den Weg hinauf wuerde ich niemandem mit dem Rad empfehlen. Es ist machbar, aber enorm steil, aber wer es versuchen will …
Ich traf Christoph und Agnes wieder an einem der Aussichtsplaetze, wo Statuen trohnten und immer noch ueber die Landschaft Ausschau halten. Ich wunderte mich immer weiter, wer auf die Idee gekommen war, auf einem Berg einen Huegel errichten (der wohl frueher noch 25m hoeher war) und Statuen dort aufstellen zu lassen. Wuerde mir im Traum nicht einfallen. Die Aussicht war traumhaft, aber seht selbst …
Weitere Bilder gibt es wie immer auf der flickr Seite (http://www.flickr.com/photos/markuswagner).
Fuer den Abstieg brauchte ich ein wenig laenger und so kam ich kurz vor Sonnenuntergang wieder in Narince an. Aslam machte klar, dass ich nicht weiter fahren wuerde und dass ich im Restaurant oder einem Raum daneben bleiben solle. Wir sprachen ueber vieles, u.a. auch ueber Religion - war enorm interessant und aufschlussreich. DVDs, die gut auch von Kirchen im Westen verwendet werden koennen (z.B. Wunder der Geburt usw.) wurden hervorgeholt, um die Existenz Gottes zu beweisen. Ich fand es jedenfalls enorm spannend.
Einige Dinge haben sich in den letzten Tagen auf jeden Fall geaendert … die Frauen sind staerker verschleiert, die Maenner tragen eine besondere Art von Hosen (Bilder gibt es die Tage), aber die Gastfreundschaft ist die gleiche geblieben.
June 16, 2008 No Comments